Montag, 3. August 2015

Sommerurlaub 2015 - 3. Teil

Samstag, 8.8.2015

Es ist schon ein Gfrett mit den Heiligen und deren Bedeutung, wer wofür zuständig ist, wer bei welcher Krankheit anzurufen ist, variiert oftmals von Dorf zu Dorf. Gut, um die gestrige Frage zu beantworten, wird kein Konzil oder eine Enzyklika notwendig sein, aber die Bischöfe könnte sich dieser Probleme annehmen, anstatt zu Themen Stellung zu beziehen, für die sie vollkommen inkompetent sind. Jedenfalls werden jede Menge Heiligenfiguren mit Büchern dargestellt, gemeint aber ist Wiborada als diejenige der Bibliotheken und Bücherfreunde.
Als wir heute in der Früh unseren Plunder im Auto verstauen, ist Kitzi schon voll Erwartung für das Lob, denn immerhin mehr als eine Woche hat er in Tschechien auf unser Auto aufgepasst und diese Aufgabe bravourös erledigt. Zwischenzeitlich hatte er mitbekommen, dass Miss Piggy und Kermit aus der Muppets-Show in einer Pressekonferenz ihre Trennung bekanntgegeben haben, er hatte zwar nicht ernstlich befürchtet, dass auch wir uns von ihm trennen könnten, aber eine gewisse Erleichterung seinerseits war ihm nach unserem Lob anzumerken.
Der Transfer nach Warmensteinach ist fast ein Katzensprung in das Fichtelgebirge, in knapp einer Stunde liegt der Ort vor uns. Wir beziehen Mela 3 und sind schon vom Glück verfolgt, angesichts des Balkons und der perfekten Ausstattung unserer letzten Ferienunterkunft. Das Trachtenoutlet hält die schwarze Lederhose in der richtigen Größe für Otto bereit und nun ist sein Outfit nach dem Trachtenjackett in Deggendorf komplett. Er könnte korrekt gekleidet zur heutigen Eröffnung des Gäubodenfests in Straubing antanzen. Stattdessen wird in Bayreuth die Parkplatzsituation für die kommenden Tage in der Nähe des Festspielhauses ausgekundschaftet. Unbarmherzig brennt die Sonne herunter und das klimatisierte Auto ist eine wahre Genussregion. Bevor wir in unserem Appartement zum Abendessen schreiten, kühlen wir uns im Waldschwimmbad ab. Musikalisch begleitet von Wagners Walküre aus dem Radio, gibt es auf dem erwähnten Balkon das Apéro mit Schwarzwälderschinken und Frischkäse und einer Brezel, sodann ein herrlich knackiger Salat im French-Dressing und danach für Moritz endlich seine geliebte Pasta. Dafür köchelt die von ihm zubereitete Sauce seit "Hundings Hütte" (1.Akt Walküre) auf dem Feuer. "Bereite uns Männern das Mahl" lautet der Befehl Hundings - was werden die wohl damals gegessen haben? Somit ist die Frage des Tages auch schon im Blog.

Sonntag, 9.8.2015

Schon kurz vor halb acht macht sich Otto auf den Weg Richtung Bäckerei, um feine Gipfeli zu holen. Erhitzt kommt er nach einer halben Stunde zurück - der Aufstieg zu unserer am Hohe Wacht-Weg gelegenen Unterkunft ist nicht zu unterschätzen und die Sonne scheint schon in der Früh unerbittlich. Beste Voraussetzung für die heutige Vorstellung im Festspielhaus!
Nach dem Frühstück steht auch diesen Sonntag das Musikrätsel auf Bayern 4 Klassik auf dem Programm. Das heutige Rätselthema, das wir bald geknackt haben, sind Klavierwerke für die linke Hand. Die wurden von den bekanntesten Komponisten der Zeit oft für Paul Wittgenstein, den älteren Bruder des Philosophen Ludwig Wittgenstein geschrieben. Paul hatte im 1. Weltkrieg einen Arm verloren, führte aber seine Pianistenlaufbahn weiter.
Danach geht Otto Richtung Schwimmbad, Moritz macht die Panoramatour hoch über Warmensteinach. Eine liebliche Gegend, dieses Fichtelgebirge. Im Ort gab es früher bedeutende Glasindustrie. So kommt er auch an der ehemaligen Paterl-Hütte vorbei. Das Wort hiess ursprünglich Pater Noster, von den Glaskugel für Rosenkränze, die hier produziert wurden. Sogar die Kaiserin von Brasilien soll mit Glaskugeln aus Warmensteinach gebetet haben.
Nach einem leichten Mittagessen, gönnen wir uns noch eine Siesta vor dem Beginn des Rings in Bayreuth. Trotz der sommerlichen Temperaturen zwängen wir uns in Festspielgarderobe mit Anzug und Krawatte. Die Klimaanlage im Volvo läuft auf Hochtouren, zum Glück finden wir ein schattiges Plätzchen für unser Auto. Dann pilgern wir gemächlich auf den grünen Hügel, wir sind früh dran, aber es sind schon viele Menschen da, Publikum und Schaulustige. Da es sich aber bereits um den zweiten Ringzyklus handelt, sind keine Promis auszumachen. Und es gibt zu viele Karten am Markt. Die Wiederverkäufer bleiben auf ihren überteuerten Billetten sitzen. Bei Rundgang um das Festspielhaus entdecken wir auch den bekanntesten Parkplatz Bayerns: denjenigen reserviert für den Generalmusikdirektor C. Thielemann!
Punkt 18 Uhr geht es im vollen Theater mit dem Rheingold losen. Die Rheintöchter treiben an einem Pool in einem Motel an der Route 66 ihren Schabernack mit Alberich. Die Regie von Frank Castorf kann nicht wirklich überzeugen, viel zu aufgesetzt und plakativ wirkt sie. Die grossen Videoprojektionen lenken von der Musik ab und sind deswegen anstrengend. Das Dirigat von Kyrill Petrenko, dem neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, ist unheimlich fein und lässt die Feinheiten der Partitur klingen. (Wir hatten ihn schon als unbekannten Neuling an der Komischen Oper in Berlin als Dirigenten gesehen und ihm bereits damals eine grosse Zukunft prophezeit!). Seit der Lektüre des Reclam-Bändchens "Richard Wagners Musikdramen" von Carl Dahlhaus, wissen wir ja viel mehr über die Musik, haben erfahren, dass der am Schluss so schön klingende Einzug in Walhalla nur aus Harmonien besteht, welche die Falschheit der Situation widerspiegeln. Sängerisch war jede Rolle wunderbar besetzt. Nach 2 Stunden und 20 Minuten tosender Applaus! Sind wir mal gespannt, wie es weiter geht.
Wir kühlen uns bei einem Glas tschechischen Sauvignon Blanc auf unserem Balkon unter dem imponierenden fränkischen Sternenhimmel ab.
Ja, dann wäre noch die Antwort auf die gestrige Frage. Da müssen Sie sich leider noch etwas gedulden. In den Regieanweisungen von Richard Wagner zur Walküre steht nur: "Sieglinde hängt die Waffen an Ästen des Eschenstammes auf, dann holt sie Speise und Trank aus dem Speicher und rüstet auf dem Tische das Nachtmahl."  Irgend so ein Wildbret wird es schon gewesen sein. Heute Abend werden wir dazu mehr erfahren.
Im Park vor dem Festspielhaus steht eine Büste von Cosima, der zweiten Frau von Richard Wagner. Sie wurde am 24. Dezember 1837 geboren. Wer war ihr Vater? Und welche bekannte Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts wurde ebenfalls am Heiligen Abend des Jahres 1837 geboren?
Noch eine Frage für alle Lindenstrassen-Fans: Welche/r Schauspieler/in aus der Serie feiert heute Sonntag ihren 75. Geburtstag?

Montag, 10.8.2015

Sicherlich ist es eine Leistung 35 Jahre lang seinen Urlaub in Warmensteinach zu verbringen, doch scheint die Anstrengung nicht geringer, bei gefühlten 35 Grad fünfeinhalb Stunden im Festspielhaus Walküre zu lauschen. Doch schön der Reihe nach. Die offenen Fragen des Vortages: Cosima Wagner war eine geborenen Cosima de Flavigny und ihr Papa der Ferencz Liszt. Selbiger in Raiding geboren und daher gibt es auch eine Kulturpartnerschaft zwischen dem Land Burgenland und der Stadt Bayreuth. Während Cosima am Heiligen Abend in Bellagio am Comer See geboren wurde, kam in München eine Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin von Bayern zur Welt, bekannt wurde sie als Kaiserin von Österreich-Ungarn. Cosima wurde ganze 32 Jahre älter und gilt als die Erhalterin und Bewahrerin der Bayreuther Festspiele. Als solche könnte man auch Frau Beimer aus der Soap "Die Lindenstrasse" bezeichnen, die Schauspielerin Marie-Luise Marjan feierte sonntags ihren 75er.
Im Tourismusbüro wollen wir nützliche Tipps bekommen und geraten geradewegs in den Begrüßungsempfang für neu angekommene Gäste. Ein pensionierter Lehrer lässt sich von allen Anwesenden den Herkunftsort nennen und plaudert dann etwas konfus über die Besonderheiten des Kurortes vor und nach der Wende. Als gebürtiger Bayreuther lobt er die Festspiele und den Sachsen Richard Wagner, aber insgesamt ist man eher anderen Genüssen hold, so werden die kleinen Privatbrauereien in den Himmel gelobt und die Anzahl und Dichte im Fichtelgebirge ist auch ein Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde wert. Ob Moorbad, Ochsenkopf oder Glasindustrie, alle finden sie Erwähnung bei einem Glas Sekt und eben auch die Ehrung der Jubiläumsgäste. Die Rundfahrt mit dem Schulbus zu einzelnen Sehenswürdigkeiten sparen wir uns. Die erfrischende Abkühlung im Waldbad ist eher unseres. Ansonsten geht es am frühen Nachmittag schon gegen Bayreuth, Wagner-Opern fordern ihren Tribut. Während die Sonne unbarmherzig (keine Aussicht auf Regen, auch nicht in den nächsten Tagen) alles austrocknet, füllen sich die Parkplätze um den Grünen Hügel. Glaubte Moritz gestern noch mit Krawatte und Rock dabei sein zu müssen, reicht heute schon das Hemd und auch dieses wird komplett mit Unterhemd durchgeschwitzt. Zuvor noch eine kleine Erholung im Luftbad, gleich oberhalb des Festspielhauses und pünktlich um 16:00 geht die Sauna in Betrieb. Hier schwitzen sie alle, Italiener und auch Franzosen, Bayern und Gäste aus vielen Ländern, sie machen es freiwillig und zahlen auch noch dafür! In solchen Augenblicken versteht man, warum wir Opernfans für verrückt gehalten werden. Zum Leidwesen von Hardcore-Wagnerianern war das Zitat aus der Walküre unrichtig wiedergegeben. Korrekt: "Rüst uns Männern das Mahl" muss es heißen. Nun sind wir mal gespannt, was Frank Castorf daraus macht. Bei Hundings jedenfalls gibt es einen echten Truthahn in einem Käfig, der die meiste Zeit ruhig vor sich hinpickt, aber auch mal versucht hochzufliegen, was angesichts der Musik und des Geschreis der Anwesenden verständlich, aber vergebens ist. Er überlebt jedenfalls und wird eher für ein Festtagsmenü auf den Teller kommen. Sieglinde hingegen schält zunächst Kartoffeln, Karotten und Peterswurzeln und hackt diese auch geräuschvoll und gekonnt, einmal scheint sie sich auch kurz in den Finger zu ritzen. Was allerdings mit diesen vegetarischen Zutaten in der Folge passieren sollen, lässt auch diese Inszenierung offen. Denn sogleich bereitet sie Hunding den Schlaftrunk und mehr ist küchentechnisch nicht drinnen. Mehr wollen wir auch über die Castorfsche Interpretation nicht verlieren, sie ist genauso fragmentarisch und offen wie Sieglindes Küche. Stimmlich hingegen ein Fest und wenn es nicht so heiß wäre, könnte man die Sache noch besser genießen. Petrenko am Pult wird gefeiert wie ein Popstar, er deutet ein verschwitztes Hemd an und bedankt sich bei seinen Musikern (die Frauenquote im Festspielorchester ist ähnlich gering wie bei den Wiener Philharmonikern) im Graben. Ist ein langer Opernabend schon unter normalen Umständen anstrengend, unter diesen Besonderheiten allerdings kräftezehrend. Auch wenn man sich in den einstündigen Pausen mit mitgebrachten Broten und Wasser stärkt, ist man am Ende doch froh, dass es vorüber - auch wenn der "Feuerzauber" noch so schön musiziert wird. Mit wie vielen anderen Besuchern schwitzt man an so einem Abend - wie viele Zuseher fasst das Festspielhaus?

Dienstag, 11.8.2015

Heute wird bei den Bayreuther Festspielen nicht gespielt. Ein freier Tag für 1974 Menschen!
Die Sonne scheint wieder, ein neuer Sommertag zeichnet sich ab. Kurz vor sieben steht Moritz wieder in der Bäckerei, um sich mit frischem Gebäck für das Frühstück einzudecken, er ist ja schon Stammkunde dort - allzu viele Schweizer machen hier in der Gegend nicht Ferien, dementsprechend erregt er auch Aufsehen (die eine nette Dame in der Bäckerei bekommt sogar eine Gänsehaut!).
Auch die Temperaturen werden wieder sehr sommerlich werden. So machen wir uns zeitig auf Richtung Sesselbahn auf den Ochsenkopf, dem zweithöchsten Berg  des Fichtelgebirges auf 1024 m.ü.M. Ja, wir wissen, es ist schon etwas faul, sich nach oben transportieren zu lassen, aber die knapp  250 Höhenmeter, die der Lift überwindet, hätten es auch nicht ausgemacht. Es ist eher eine Distanzbahn. Oben angekommen, besteigen wir zuerst den Asenturm und geniessen die weite Aussicht.  Dann lesen wir viel Interessantes über den Sendeturm des Bayerischen Rundfunks. In Zeiten des Kalten Krieges wurde von hier Richtung DDR und Tschechoslowakei ausgestrahlt.
Dann spazieren (nach Otto: wandern) wir Richtung Mainquelle und laben uns an der Kühle des dichten Fichtenwalds und an wunderbaren Himbeeren, die es hier kiloweise gibt. Einmal mehr kommen wir an einem Goethe-Felsen vorbei. Schon ein Wunder, dass er noch Zeit zum Schreiben hatte bei seinen vielen Reisen! (In Böhmen gibt es über 200 Goethe-Denkmäler, in Karlsbad hat er - alle Aufenthalte zusammengezählt - knappe drei Jahre verbracht.) Aber auch Ludwig Tieck war schon hier oben. Die Mainquelle entpuppt sich als kleines Rinnsal - aber schön angenehm temperiert präsentiert sich der schöne Platz davor, sehr einladend für die Lektüre der Süddeutschen Zeitung. Wir können sie wirklich allen empfehlen. Das Problem ist nur, dass deswegen 90% der als Ferienlektüre mitgenommenen Bücher wieder ungelesen nach Hause kommen. Aber die Bücher haben es auch mal verdient, in die weite Welt zu kommen - so wie Kitzi sich auch immer darauf freut, einmal im Jahr Kleinhüningen hinter sich zu lassen.
Als es dann plötzlich zu viele Menschen an unserem lauschigen Ort sind, machen wir uns auf Richtung Auto, das in Fleckl steht. Es wird der letzte längere Spaziergang (nach Otto Wanderung) gewesen sein in unseren Ferien.
Wir besuchen Bischofsgrün, eine anderen Ferienort im Fichtelgebirge und fahren dann weiter nach Weissenstadt, um dort das Rogg-in zu besuchen. Das Rogg-in nennt sich "pädagogisch-poetisches Informationszentrum für Roggen-Kultur. Es wurde vor einem Jahr eröffnet und vermittelt auf sehr gute Art und Weise Wissen über das Gold des Fichtelgebirges - den Roggen. Otto wollte dort sein traumatisches Erlebnis des EU-Pavillons an der Expo in Milano überwinden. Dort wurde das Thema Weizen und Brot auf fürchterlich dilettantische Weise gezeigt , so dass Moritz gleich der Vizepräsidentin des EU-Parlaments, der Österreicherin Ulrike Lunacek schreiben musste und auch Antwort bekommen hat. Jedenfalls hat sich der Besuch in Weissenstadt sehr gelohnt. Die Dame an der Kasse war sehr freundlich, umso freundlicher, da wir ja von Olga aus dem Tourismusbüro einen Gruss ausrichten mussten. (Sie hatte uns diese "Mission possible" - Zitat - mit der Aussage "Das hat schon seine Bedeutung." in Auftrag gegeben.)
Mittlerweilen ist es so schwül und wir so ko, dass wir nach Hause fahren, um eine Siesta zu machen. In Warmensteinach hatte es sogar geregnet - es fühlte sich an wie nach einem Aufguss. Und unser Volvo hat nichts abbekommen, dabei hätte im etwas Wasser so gut getan! Er ist schon etwas verstaubt.
Den letzten freien Abend geniessen bei einem feinen Apéro mit fränkischem Silvaner auf unserem Balkon und reisen danach gedanklich nach Wien ins Ringstrassenpalais.
Zur heutigen Frage: In welcher Weise ist Richard Wagner familiär mit der Schweiz verbunden - abgesehen davon, dass er in Zürich und Luzern gewohnt hat?

Mittwoch, 12.8.2015

"Heil dir Sonne" singt Brünnhilde im letzten Akt von Wagners Siegfried, in etwa wie in unserem Urlaub, wenn wir aufwachen, ist sie schon da, verrichtet ihre heizende Arbeit und lässt sich von so etwas wie Wolken dabei nicht behindern. Seit bald drei Wochen geht das so. Dass die Tätigkeiten des Tages darauf Rücksicht zu nehmen haben, ist wohl klar. Leichte Kost, Entspannung und innere Einkehr, schließlich bewusstes aufmerksames Sitzen im Freundeskreis (ab 16 Uhr), bestimmen den Rhythmus. Aber auch noch so hirnzermarterndes Nachdenken hilft bei einigem Sonderbaren nicht. Warum sind am Berliner Alexanderplatz Krokodile auf der Bühne. Nein, dies ist nicht eine Beschreibung von Moritz nächtlichem Traum (er hatte übrigens wirklich gestern Nacht von Krokodilen geträumt, diese waren auf einem Flughafen - er wusste also, wie das wird) - sondern ein störendes Element in einer wirren Inszenierung. Während sich Brünnhilde und Siegfried die Seele aus dem Leib singen, Wagner den dramaturgischen Höhepunkt entgegenkomponiert, belästigen drei Exemplare, ein ferngesteuertes großes und zwei "menschliche" Attrappen  dieser Reptilienspezies die Liebenden. Zu aller Letzt verfüttert Brünnhilde einen Sonnenschirm an das ausgewachsene Tier und man fragt sich, meint Castorf das ernst oder will er das Publikum nur verschaukeln. Kaum ist der letzte Ton verklungen, geht das Buhgeschrei auch schon los und verstummt erst, als die Sänger vor den Vorhang kommen. Bleiben wir noch kurz am grünen Hügel. Bekanntlich sind die Pausen jeweils eine Stunde lang und diese Erholung kann man bei diesen Schwitzsitzungen wirklich brauchen. Wir hatten für unsere Kühltasche am Vortag Kühlakkus gekauft und so ist die Verpflegung, Brötchen und flaschenweise Wasser selbst im aufgeheizten Auto noch angenehm frisch. Zur Frage des Tages: Nennen Sie ein Utensil, welches man an diesen Tagen am grünen Hügel nicht vermuten würde, es wird neben dem Verleih von Operngläsern auch am dortigen Stand verkauft, der Preis stieg von fünf, bei Siegfried gar auf zehn Euro?
Nun zur Beantwortung der gestrigen Frage: Richard Wagners erste Tochter - Isolde, heiratete einen Franz Beidler, welcher in Kaiserstuhl im Kanton Aargau zur Welt kam und somit Schweizer ist.

Donnerstag, 13.8.2015

Heute ist wieder volles Wagner-Programm. Am Morgen machen wir uns auf Richtung Villa Wahnfried. Das Museum im Wagner-Haus wurde renoviert, mit einem Neubau ergänzt und erst kürzlich neu eröffnet. Wie es sich für Richard gehört, liegt es direkt am Hofgarten. Ludwig II erlaubte Wagner, über ein Tor direkt in die königlichen Gärten zu kommen. Kurz vor der Öffnung um 10 Uhr sind schon viele Besucher/innen vor der Pforte. Wir sind über den Garten zum Haus gekommen, dort wo das Grab des Komponisten und von Cosima ist, auch dasjenige verschiedener Hunde. Zuerst besuchen wir eine Ausstellung über die Geschichte des Hauses Wahnfried. Dort erfahren wir, dass Winifred, die Frau von Richards Sohn Siegfried von Kriegsende bis 1957 in Oberwarmensteinach gewohnt hat - einem Ortsteil unseres Dorfes. Dann hatte sie also den gleichen Weg zum Festspielhaus wie wir! Obwohl sie dort in den Nachkriegsjahren nicht geduldet war. (Literaturempfehlung: Brigitte Hamann: Winifred Wagner. Da erfährt man sehr viel über den Wagner-Clan und Bayreuth im 20. Jahrhundert.)
Dann folgt die sehr schön renovierte eigentliche Villa mit persönlichen Gegenständen und der Lebensgeschichte des Komponistenpaares. Dann zum Ende noch das Siegfried-Wagner-Haus. Es geht einem schon ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn man sich vorstellt, wer dort schon alles genächtigt hat: Richard Strauss und Arturo Toscanini gehen ja noch, aber auch Wolf wurde dort untergebracht.
Wir fahren zurück in unsere behagliche Bleibe mit weiter Aussicht und geniessen die Ruhe vor der nächsten Vorstellung. Der Tag heute ist noch eine Spur wärmer als gestern. Um 15 Uhr sind wir auf dem grünen Hügel und genehmigen uns die bereits zur Tradition gewordene Weinschorle im Luftbad oberhalb des Festspielhauses und beschauen uns danach das Publikum. Es ist lustig festzustellen, dass die Leute, die in Tristan und Isolde gehen, etwas anders sind als die Ring-Menschen - etwas bunter gekleidet und auch sonst etwas weniger streng (ausser natürlich die Verrückten wie wir, die sich beides anschauen!). Heute ist ja nach Rheingold, Walküre und Siegfried etwas leichtere Kost angesagt. Pünktlich um 16 Uhr nimmt Christian Thielemann ungesehen vom Publikum den Dirigentenstab in die Hand (das ist ja eben eine der Besonderheiten des Festspielhauses, dass man das Orchester nicht sieht) und eröffnet die Oper, in der Wagner "die meisten Gefühle gezeigt hat" (Süddeutsche). Regie führt die 1978 geborene Katharina Wagner. 1886 wurde Tristan und Isolde zum ersten Mal in Bayreuth aufgeführt. Die wievielte Inszenierung ist die jetzige (die Zahl hat etwas mit Solothurn zu tun)? Und in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis steht Katharina zu Richard Wagner? Leider gibt es zur Inszenierung nicht viel zu sagen, ausser dass wir sie gründlich missraten finden. Wir haben fast alle Inszenierungen der Co-Festspielleiterin gesehen und waren anfangs begeistert von ihren Arbeiten, so zum Beispiel von ihrem Lohengrin in Budapest 2004. Aber jetzt.... auch sängerisch überzeugt es nicht wirklich, wieso müssen immer alle so schreien! Einzig der Herr "Generalmusikdirektor" Thielemann überzeugt zusammen mit dem Orchester.
Der Abendzettel hat lebensrettende Funktion - mit ihm kann man das gleiche tun wie mit dem in der gestrigen Frage gesuchten Gegenstand: fächeln. Die Lösung: Fächer. Die Hitze fordert schon ihren Tribut: wohl angezogene Herren fächeln mit der Krawatte, Gentlemen im Smoking tragen Flip-Flops und Damen im Abendkleid gehen barfuss ums Festspielhaus.
Unter dem Titel "Mitten in XY" werden in der Süddeutschen Geschichten veröffentlicht, die das Leben schreibt. Also gestern Abend: Mitten in Bayreuth. In der Reihe vor Moritz sitzt eine auf die 80 zugehende Münchnerin mit ihrer Enkelin. Im ersten Akt muss sie immer wieder ihre Kommentare abgeben - was natürlich stört. Moritz überlegt nach der Pause schon, ob er was sagen soll. Manchmal ist es besser zu schweigen. Da, ein Italiener - mit starkem Akzent sagt er: "Please, Madame, silence during the performance, during the music." Nachdem sie noch die Übersetzung bekommen hat, echauffiert sie sich: "Jetz kommen die noch, des Festival finanzieren mir Bayern!" Das war das Stichwort für Moritz: "Ja, er hat recht. Es stört wirklich." "Woher wollen´s denn wissen, ob wir das waren?" "Weil ich´s gesehn hab!" "Aha, ein gescheits Gsicht hat er!" Jedenfalls war danach Ruhe!
Beim wunderbares Glas fränkischen Riesling auf dem Balkon zu Hause können wir uns so viel wünschen, denn eine Sternschnuppe nach der anderen erlischt am nächtlichen Himmel.

Freitag, 14.8.2015

Die Wiesen und Wälder haben seit vielen Tagen keinen Tropfen Regen abbekommen und auch heute früh zeigt sich keine Wolke am Himmel. Für einen Schwimmausflug in unserem Waldbad geradezu ideal. Allzulange allerdings dauert er nicht, denn es gilt sich für den letzten Tag der Ringtetralogie vorzubereiten. Leichtes Mittagessen, Brote streichen für die Pause, Kühlakkus und Wasserflaschen zusammenführen und rechtzeitig am grünen Hügel sein. Wobei grün ist eigentlich nur die kleine Wiese vor dem Festspielhaus, die Bäume lassen ihre Blätter hängen und die meisten sind bereits herbstlich verfärbt. Sich angesichts schwüler 35 Grad in einen unklimatisierten Raum zu begeben, dazu gehört, man muss es ehrlich sagen, Überwindung. Und nur nicht daran denken, was man stattdessen alles machen könnte, wobei die Hitze drückt so, dass man allzuviele Aktivitäten ohnehin nicht auf sich nehmen will. Verschärfend kommen unsere Plätze in der Galerie dazu, hier gibt es kein Halten beim Fächeln und Stöhnen. "Weißt du, wie das wird?" fragen die Nornen gleich zu Beginn. Jedenfalls heiß schießt es einem durch den Kopf. Doch die Inszenierung heute ist plötzlich spannend, die Irritationen halten sich in Grenzen und man ist mitten im Spektakel und die Geschichte lässt einem bis zum Finale nicht mehr los. Und wirklich im dritten Akt bei einer Pianissimostelle im Orchester, da war doch ein Donnern außerhalb zu hören. Man könnte es nicht besser inszenieren, während im Stück der Rhein über die Ufer tritt und alles reinigt, geht über Bayreuth ein Gewitter nieder. Alle Mühen haben sich gelohnt, alle Fragen sind beantwortet (zu den gestrigen Fragen, Katarina Wagner ist die Urenkelin des Meisters und hat mit ihrem Tristan in der Festspielgeschichte die elfte Inszenierung abgeliefert) und erleichtert, aber auch stolz, diese wirkliche Anstrengung auch geschafft zu haben, verlässt man den historischen Ort. Im Gedächtnis bleibt der Schlussvorhang: Da stehen sie alle, die Musikerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten, in bunten T-Shirts und kurzen Hosen, in farbigen leichten Kleidern und strahlen, mitten unter ihnen, ebenfalls zufrieden und sehr bescheiden, Petrenko. Vergessen die Ströme an Schweiß, die Luftbeengtheit und die Ärgernisse der Produktion - und eine Vorfreude auf mögliche nächste Besuche bei den Bayreuther Festspielen. Heute ist eigentlich der einzige Tag unseres Urlaubs, an dem wir nicht auf der Terrasse unser Glas erheben können.

Samstag, 15.08.2015

Wir packen ein letztes Mal alle unsere Sachen in den Wagen und recht zügig geht es über Nürnberg, Heilbronn und Karlsruhe nach Basel.
Wir verabschieden uns mit Richard Wagners "Züricher Vielliebchen Walzer für Klavier".
Auf Wiedersehen im Sommer 2016!










Sonntag, 2. August 2015

Sommerurlaub 2015 - 2. Teil

Samstag, 1.8.2015

Zuerst noch ein Nachtrag zu den Grenzgeschichten. Moritz kann sich noch gut erinnern, wie er mit Mutter und Schwester 1984 zum ersten Mal mit dem Bus nach Prag fuhr, für ihn damals zum ersten Mal in den Ostblock. Wie der Bus sehr lang an der Grenze stand, wie unangenehm die tschechische Grenzpolizei war, wie sie Leute zurück an die deutsche Grenze schickten, um den Bart abzurasieren.
Otto und Moritz können sich aber auch noch an einen Theaterausflug nach Brünn erinnern - schon nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Ottos Pass war vor kurzem (exakt 2 Wochen) abgelaufen und die tschechische Beamtin kannte keine Gnade - er wurde an der Grenze zum Zug herausgeschmissen, zusammen mit einem asiatischen Paar standen wir im Niemandsland. Der österreichische ÖBB-Beamte sagte nur: "Schon wieder!". Jedenfalls wurde flugs ein Taxi zurück in den Bezirkshauptort Gänserndorf organisiert, die örtliche Passstelle und der Fotograf avisiert - zwei Stunden später standen wir wieder am Grenzbahnhof, konnten den nächsten Expresszug nach Prag besteigen und die Premiere in Brünn (das näher an Wien liegt als Salzburg) war gerettet. Und jetzt: rein gar nichts! Kein Mensch will irgendwas sehen, man fährt einfach rüber und ist dort! Vielleicht sollte man das allen Leuten, die in Österreich ein Referendum zum Austritt aus der Europäischen Union unterschreiben, mal vor Augen führen. (Als Nicht-EU-Bürger und überzeugter Europäer darf man das schreiben - auch wenn heute noch dazu Schweizer Nationalfeiertag ist!)

Dann zur Auflösung des Rätsels. Kartoffeln heissen auf Tschechisch "brambory". Otto senior ist  im Waldviertel an der Grenze zu Böhmen aufgewachsen und das Wort gehört zu seinem aktiven Wortschatz im Deutschen. Allerdings wird das besagte Wort bei ihm etwas eingedeutscht zu "bramburi".

Nach dem exquisiten Frühstück mit wunderbaren tschechischen Mehlspeisen, ist ein längerer Spaziergang angesagt. Zweieinhalb Stunden erkunden wir die Gegend auf verschiedenen Spazierwegen - eine Melange, aus Goethe-, Metternich- und King Edward VII-Weg. Marienbad liegt wirklich sehr schön eingebettet in Wälder und die Umgebung ist recht wenig verbaut und sehr reizvoll. Wir kommen vorbei am Royal Golf Club, der von King Edward VII gegründet wurde. (Es sollen angeblich immer noch ab und zu Mitglieder des englischen Königshauses hier anzutreffen sein.) Weiters liegt am Weg das wunderbare Hotel Rübezahl, wo vorher genanntes gekröntes Haupt zu speisen pflegte und das Skigebiet, mit zwei Liften und Gondelbahn. Die Piste ist sicherlich nicht länger als 400 Meter, dann muss man wieder anstehen an einem der Lifte.
Wieder im Hotel angekommen, gab es Schwimmen im hoteleigenen Schwimmbad und ein Glas der natürlich kohlesäurehaltigen hoteleigenen Mineralwasserquelle mit dem klangvollen Namen "Marie-Eva". Ach, so eine Marienbader Trinkkur tut sehr gut.
Das Hotel Esplanade wurde 1911 überhaupt vom Architekten Arnold Heymann gebaut. Er war sehr erfolgreich, baute einige Wohnhäuser in Wien, die nun unter Denkmalschutz stehen, und war ein Experte in Sachen Hotelbau. Das Parkhotel Schloss Schönbrunn in Wien stammt auch von ihm.

Jetzt lüften wir das Geheimnis, wieso wir schon früher als geplant nach Tschechien gefahren sind. Otto hatte doch im Tourismusbüro von Bodenmais den Prospekt des ambitiösen Projekts "9 Wochen Barock", das im Rahmen der Kulturhauptstadt Pilsen 2015 durchgeführt wird, in die Finger bekommen. Jedenfalls konnten wir dem Flyer entnehmen, dass in der Reithalle von Windischgrätz bei Tachau, die Oper "Costanza e Fortezza" von Johann Josef Fux aufgeführt wird. Fux schrieb die Oper zur Krönung von Kaiser Karl VI zum böhmischen König Anfang September 1723 in Prag. Es muss das grösste Barockfest in Böhmen gewesen sein - 1000 Mitwirkende, 4000 Zuschauer. Seither wurde das Werk nie mehr aufgeführt. Karolka (Ottos Milena) führte uns sicher ans Ziel durch die böhmische Provinz. Diese nach Wien grösste Reithalle der Donaumonarchie steht wieder an einem Ort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Es war ein wunderbarer Abend: beste Akustik, ein volles Haus, musikalisch und sängerisch auf sehr hohem Niveau, die Inszenierung schön barock angehaucht und vor allem ganz tolle Barockmusik. Keine Sekunde langweilig! Karolka führte uns sicher über böhmische Landstrassen zurück nach Marienbad. Den feierlichen Abend beschlossen wir mit einem Glas mährischen Sauvignon Blanc.
Zur Frage des Tages: Kaiser Karl VI war der Vater welcher das 18. Jahrhundert prägenden Persönlichkeit?

Sonntag, 2.8.2015

Die Liste derjenigen bekannten Personen, die Marienbad besucht haben, ob als Kurgäste oder Touristen ist lang. Ob allerdings Maria Theresia, unsere gesuchte Person von gestern hier war, ist nicht verbürgt. Kaiser Franz Josef I jedenfalls hat sich hier im Jahre 1904 mit Edward VII getroffen, von Goethe sind dessen Elegien, entstanden aus unerfüllter Liebschaft, bekannt und neben Freud und Schweitzer waren selbstverständlich jede Menge Komponisten hier, Dvorak, Mahler und auch Richard Wagner, der 1845 an Lohengrin und seinen Meistersingern arbeitete. Eine kleine Liste berühmter Kurgäste findet ihr hier.
Ein Exkurs noch zur gestrigen Oper: Da das Programmheft nur auf Tschechisch verfügbar und auch im Internet keine Inhaltsangabe zu finden war, sind wir nach wie vor bezüglich des Ablaufs der Oper im Unklaren. Auch die Ballette zu den Aktschlüssen, als Allegorien für das Habsburgerreich und das Königreich Böhmen waren nicht wirklich aufschlussreich. Wie auch immer, die Person  J.J.Fux ist in unserem Zusammenhang wichtig: Laut Angaben der Veranstalter wurde diese Oper seit der damaligen Krönung für Karl VI nicht mehr aufgeführt. Dieser Fux jedenfalls war Hofkapellmeister für die Kaiserinwitwe Wilhelmine Amalie, deren Gatte Joseph I war Bruder Karls VI und Vorgänger als Kaiser. In den Räumlichkeiten von Wilhelmine Amalie nach dem Tod ihres Gatten Joseph I, im Salesianerinnenkloster am Rennweg, ist heutzutage unter anderem Ottos Büro.
Unser Hotel beherbergte letzte Nacht asiatische Besucher in drei Bussen (Europa in zehn Tagen vermutlich) - während sie gerade noch ihre Suppen schlürften, und ein Meer von Koffern die Rezeption verstellte, gehen wir gemütlich zum Frühstück. Der Koch freut sich schon auf unsere Bestellung und bereitet unsere Wünsche mit frischen Eiern zu. Damit das Zimmer wieder sauber wird und der Kopfpolster seinen neuen Bezug erhält, spazieren wir in die Stadt, diesmal mit Ziel Kuranwendungen. Doch wir bewundern nur die Unmenge an Schnabeltassen in allen erdenklichen Größen und Moritz getraut sich dann doch in der Waldquelle einen Schluck zu nehmen. Der Gesichtsausdruck spricht Bände und hält Otto davon ab, gleiches zu tun.
Barock 2015 geht weiter. Heute steht im Rahmen dieses Festivals nachmittags ein Orgelkonzert auf dem Programm, dann eine gemeinsame Wanderung zu einer Picknickwiese mit Verpflegung und weiteren Darbietungen. Soweit die Theorie auf dem Papier und im Netz.
Zunächst gibt es ein Orgelkonzert in Utery (bis 1945 Neustadt - da war der Ort deutschsprachig, davon zeugt noch ein Gebäude mit dem Schild "Rathaus" und die vielen Gräber mit deutschen Namen am Friedhof). Das angekündigte Orgelkonzert wird durch eine Sopranistin und einen Oboenspieler ergänzt und dauert exakt dreißig Minuten. Der folgende Spaziergang ins nächste Dorf Vidzin (im Programm als "offene Landschaft" bezeichnet, entpuppt sich als gut zweistündiger Marsch durch Feld und Wald, nicht immer auf Wanderwegen. Der Weg der Versöhnung (deutsch-tschechisch) wird nicht wörtlich genommen, denn die Erklärungen sind alle auf Tschechisch und wir werden als ausländische Touristen nicht wahrgenommen. Die Kuchen und anderen Köstlichkeiten am  Picknickplatz mit wunderbarer Aussicht munden dann bestens und haben wir uns wirklich verdient. Danach wandern wir über die Asphaltstrasse zurück zu unserem Auto nach Utery (übersetzt "Dienstag"). Dort erst machen wir Bekanntschaft mit anderen Teilnehmern der Wanderung, einer Bürgerin aus Pilsen und deren Bekannten. Sie klärt uns auf, dass der Reinerlös der ganzen nachmittäglichen Aktion einem Renovierungsprojekt in Utery zugute kommt.
Zurück in unserem Hotelzimmer nehmen wir in der Sprudelwanne ein erquickendes Entspannungsbad und verpflegen uns mit unseren Vorräten. Nun zur heutigen Frage: Ist das Wort "pomaly" womöglich auch aus dem Tschechischen und wenn ja, was bedeutet es? Sonntäglich noch das Musikrätsel auf BR Klassik und eine Folge Ringstrassenpalais.

Montag, 3.8.2015

Schön "langsam" (Die Lösung des Rätsels von gestern! Auch dieses Wort verwendet man im Österreichischen. Im Schweizerdeutschen haben wir halt eher noble französische Lehnwörter.) Das ist die Devise des Tages bei den immer hochsommerlicher werdenden Temperaturen. Wir geniessen noch einmal das wunderbare Frühstück im Hotel Esplanade mit allem Drum und Dran - und v.a. natürlich dem Mineralwasser der hoteleigenen Quelle. Dann müssen wir unser Refugium verlassen - und zuerst mal den ganzen Plunder ins Auto verfrachten.
Die Reise wird nicht sehr lang - knappe 40 Kilometer liegen vor uns bis in den nächsten Badeort Franzensbad. Doch zuerst gibt einen Halt im schmucken Städtchen Cheb/Eger. Wie wir im Reiseführer lesen, muss der Aufschwung erst nach der Wende gekommen sein. Die deutschsprachige Bevölkerung wurde 1945 vertrieben, die Stadt war leer und Tschechen wollten sich nicht wirklich ansiedeln. Das sieht man der Innenstadt aber nicht mehr an. Und einmal mehr könnten die Gründerzeithäuser auch in Graz, Rijeka oder Bratislava stehen. Aber die Stadt hat einen noch schöneren älteren Kern. Was uns zur heutigen Frage führt: Wer musste in den Wirren des Dreissigjährigen Krieges am 25. Februar 1634 in Eger sein Leben lassen? Ja, ja, und man liest auch immer wieder, wie die Schweden hier gewütet haben. Also: Ingen ord pa svenska!
Das "preiswertige Einkaufszentrum" in der Fussgängerzone zieht Otto magisch an, gefühlte Ewigkeiten hält er sich dort auf, findet dort aber eine perfekt passende Mütze. Auch Moritz ersteht eine schicke neue und gute Sonnenbrille. Das Geschäft wird von Chinesen geführt... wie auch schon der Lebensmittelladen im kleinen Utery gestern!
(Eine kleine Nebenbemerkung noch zum gestrigen Konzert in der Dorfkirche von Utery/Neumarkt: Die Fassade der Kirche ist bestens renoviert, auch die Orgel neu! Schon erstaunlich, wenn man davon ausgeht, dass die katholische Kirche in Tschechien wahrscheinlich nicht sehr wohlhabend ist. Die Lösung des Rätsels findet sich auf einem Schild am Kirchportal:"Norwegian grants" - Norwegen zahlt (wie zum Beispiel auch die Schweiz) Geld in Fonds der EU, die dann für verschiedenste Projekte verwendet werden.)
Von Eger geht es noch ca. 8 Kilometer bis nach Franzensbad, wo wir im Harvey Spa & Kurhotel eines der besten Zimmer bekommen - symmetrisch in der Mitte über dem Eingang mit bestem Blick auf die Parkachse. Zuerst waren wir schon etwas erschreckt - der zum 1918 erbauten Hotel gehörende Neubau aus neuester Zeit ist russgeschwärzt.  In der Garage hat gestern ein Auto gebrannt und alle Zimmer sind geräumt. Da können wir ja noch von Glück reden, dass wir so ein tolles bekommen haben.
Wir erkunden den Ort. Wiederum ein wunderbarer Kurort mit schönsten und auch renovierten Gebäuden aus der Zeit der Monarchie, kleiner und weniger mondän als Marienbad, auch die Lage ist weniger schön, aber unter den alten kühlenden Bäumen zu flanieren, ist erfrischend und beruhigend.
Wir geniessen eine nachmittägliche Siesta im Zimmer. Die Lektüre der "Prager Zeitung, der Wochenzeitung aus der Mitte Europas" bringt uns auf den neusten Stand der tschechischen Innenpolitik und erinnert gleichzeitig an eine verschwundene Zeit: als in Prag zum Teil noch Deutsch gesprochen wurde und die Leute am Sonntag den Corso machten. (Literaturempfehlung: "Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten" von Friedrich Torberg)
Danach erkunden wir die Wellness-Zone des Hotels, in der Sauna und dem Dampfbad hat man seine Ruhe, im Schwimmbad kann man nur stehen und liegen, es ist etwas klein geraten.
Otto hat für das Abendessen ein am Ententeich gelegenes Fischrestaurant  - die Tschechen bezeichnen diesen Wassertümpel "Schwanensee", Tiere von dieser Art waren allerdings weit und breit nicht zu sehen - (Rybarska Basta) ausgesucht. Der Zander mundet auch Moritz vorzüglich, dazu ein Glas mährischen Grünen Veltliner. Und die Welt ist vollkommen in Ordnung. Es taucht noch eine chinesische Grossfamilie auf, aber die Bedienung schafft die etwas komplizierte Bestellung ohne Probleme. Also uns ist das Glas Weisswein schon lieber, als das heisse Wasser, das die Gruppe zum Trinken bestellt.
Ein Verdauungsspaziergang durch den Englischen Garten und dann weiter mit dem Ringstrassenpalais. Vorgestern ist dort der erste Weltkrieg ausgebrochenen: "An meine Völker...".

Dienstag, 4.8.2015

"Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst." Dieses Zitat aus Schillers "Wallensteins Lager" ist zugleich die Lösung unserer Frage vom Vortag - Wallenstein eigentlich Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna wurde am 25.2.1634 in Eger im Pachelbel-Haus am Unteren Marktplatz 492 ermordet. Nach fast fünf Tagen in Tschechien ist es an der Zeit sich ernsthaft mit den tschechischen Namen auseinanderzusetzen. Fast jeder Wiener kennt ein Dutzend Personen in seinem Umkreis, deren Namen auf Böhmische Vorfahren schliessen lassen. Um das obige Zitat auch richtig umzusetzen, wird auf Youtube empfohlen der "Telefonpolka" von Georg Kreisler zu lauschen.
Heute steht der dritte der berühmten böhmischen Badeorte - Karlsbad - auf dem Programm. Etwa 45 km sind es mit dem Auto, auf der Fahrt dorthin halten wir in Maria Kulm und besuchen die Kirche, welche einmal mehr mithilfe des Norway Grants renoviert wurde. Karlsbad ist zwar der bekannteste Ort und die Tourismuszahlen sind jedenfalls beachtlich, doch umgekehrt hat dies auch entsprechend Einfluss auf die Struktur. Sicherlich gibt es wunderschöne Häuserzeilen, eindrückliche Hotels und die Lage direkt am Fluss Eger ist pittoresk, aber umgekehrt kein Modelabel, das hier nicht vertreten ist und neben Deutsch ist Russisch die meistgehörte Sprache hier. Teure renovierte Appartements werden in kyrillischer Schrift zum Kauf angeboten und alle 20 Meter findet sich eine Wechselstube. Ein wenig sehnen wir uns nach der Ruhe in Franzensbad. Doch wir wollen uns drei Bauten des Wiener Architektenduos Fellner und Helmer genauer ansehen. Da ist zum einen das Stadttheater - ähnliche Theaterbauten gibt es in der ganzen Donaumonarchie und sogar in Zürich - doch leider kann man ausserhalb einer Vorstellung das Haus nicht besichtigen. Das Kaiserbad, momentan noch eher eine Ruine, kann besichtigt werden, der Hauptsaal (Zandersaal) ist ein wenig hergerichtet, im Erdgeschoss befindet sich eine kleine Ausstellung über böhmische Kurorte und deren Bauten. Wie bei fast allen Gebäuden dieser Architekten beeindrucken die Proportionen und liebevoll gestalteten Details. Entlang der Eger auf dem Goetheweg entdecken wird die Villa Basilea. Doch um die Mittagszeit ist nun wirklich eine Erholung notwendig und da ist in Karlsbad eigentlich nur eine Adresse angemessen: das Grandhotel Pupp. Schließlich ist auch dieses Gebäude ein Fellner und Helmer Bau. Moritz lässt sich eine Pupp-Torte schmecken, Otto die Schokoladentorte. Ein Buch über die Geschichte des Hotels wird noch als Souvenir gekauft und dann wird es Zeit an die Rückfahrt zu denken. Davor noch einen Hypermarkt aufgesucht, sich mit kulinarischen Köstlichkeiten eingedeckt, geht es in unser gemütliches Zimmer im Hotel Harvey.
Bevor wir uns einer weiteren Folge des Ringstrassenpalais widmen, noch die Frage des Tages: In beiden Kurorten Karlsbad und Marienbad trinkt man von Quellen, die dort untertags frei zugänglich sind. Was ist der wesentliche Unterschied bei den Quellen aus den beiden genannten Orten?

Mittwoch, 5.8.2015

Beim gestrigen Besuch in Karlsbad konnte man das Mineralwasser warm geniessen, so zwischen 50 und 65 Grad kommen sie auf die Erdoberfläche. In Marienbad sind die Quellen hingegen kalt. Auch in Franzensbad sind die frei zugänglichen Quellen kalt. Heute ist ein Kurtag angesagt - ausgerüstet mit Bechern spazieren wir sie ab. Von geniessen kann aber nicht wirklich die Rede sein, Kur bleibt Kur. Der Vorteil hier in Franzensbad ist eben, dass das kalte Mineralwasser etwas weniger grauslich ist als das warme. Kein Wunder soll man das Trinken mit dem Arzt absprechen, mehr als 10 Gläser pro Tag sind nicht zu empfehlen. Friedrich Schiller trank bei seinen Kuren noch 18 Becher im Tag, kein Wunder ist er relativ jung gestorben.
Bei unserem Rundgang in Franzensbad lernen wir den Ort noch einmal besser kennen. Es ist alles etwas kleiner als in Karlsbad und die Architektur stammt eher aus dem Biedermeier denn aus der Gründerzeit.  Das Hotel Imperial ist aber auf jeden Fall in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut worden. Wir erfahren, dass sich das letzte österreichische Kaiserpaar dort kennengelernt hat: Kaiser Karl I und Kaiser Zita. Sie war damals als Prinzessin von Bourbon-Parma zusammen mit ihrer Tante auf Kur, er als Erzherzog bei den Dragonern in der Nähe stationiert. 1909 trafen sie sich das erste Mal, im nächsten Jahr wieder und 1911 wurde dann geheiratet. Kaiser Karl starb bereits 1922, Zita überlebte ihn um 67 Jahre. Zu den Fragen des Tages: Wo lebte Zita ab 1962? Und wer setzte sich anlässlich ihres 90. Geburtstags beim damaligen Bundeskanzler Kreisky dafür ein, dass sie Österreich besuchen konnte, obwohl sie nie offiziell auf den Thron verzichtet hatte?
Wir lernen auch die tschechische George Sand kennen: Bozena Nemcova.
Nach der anstrengenden Kurpromenade, ziehen wir uns auf eine Siesta in unser Zimmer zurück. Bei der Lektüre des Reiseführers erfahren wir einiges über tschechische Geschichte, so zum Beispiel, dass die Tschechoslowakei nach dem 1. Weltkrieg zu den 10. wichtigsten Industrienationen der Welt gehörte, weil 60% der Industrieanlagen des ehemaligen Österreich-Ungarn hier standen. Wir bemerken auch einen Fehler. Die Asiaten, die überall hier Geschäfte führen, sind nicht Chinesen, sondern Vietnamesen, die in den 70iger und 80iger Jahren hierher kamen. Wir möchten das hiermit berichtigen. Wir lieben alle Wikipedia, aber auch dort schleichen sich Fehler ein, so kann aus der Chronik des Grandhotel Pupp, die ja gestern erstanden wurde, nachgelesen werden, dass nicht Fellner und Helmer für den Bau des Hotels verantwortlich zeichnen, sondern ein anderes Wiener Architektenbüro Prihoda und Nemecek (die entsprechenden Sonderzeichen über den Buchstaben fehlen natürlich auch, dies mögen die Kenner unserer Leserschaft gütig verzeihen).
Nachdem Otto am Vormittag die Kuranwendung eher innerlich gemacht hat, macht sie Moritz am Nachmittag äusserlich - indem er das grosse Schwimmbad Aquaforum besucht. Das Schwimmen tut sehr gut.
Uns fällt immer wieder auf, dass es hier in Tschechien unzählige Minijobs gibt - in der kleinen Wellness-Zone unseres Hotels gibt es extra einen Bademeister, der die Handtücher bewacht; wenn man in die kleine, wenig besuchte Saunazone des Aquaforums geht, muss man klingeln und die Tür wird von einer jungen Dame geöffnet, die ebenfalls ein scharfes Auge auf der Frotteewäsche hat; dann die unzähligen Wechselstuben überall; dazu die Parkplatzwächter überall; die Dame, die den Laden nur mit den Andenken zum Grandhotel Pupp in der ebendortigen Lokalität betreut - das ist bei uns kaum mehr zu sehen und scheint ein letztes Überbleibsel der Zeit vor 1989 zu sein.
Vor dem Abendessen machen wir einen Spaziergang nach Amerika und müssen feststellen, dass unser fürs Essen vorgesehene Restaurant in der Zwischenzeit zum Verkauf steht. In Franzensbad selber finden wir einen schönen Garten und die dazugehörige Küche ist sehr solide. Wir hören hier - wie überall im Kurort - Tschechisch und Deutsch, Russen und auch andere Nationalitäten scheint es hier wenige zu geben.
Dann wieder eine Folge des Ringstrassenpalais, das uns immer mehr in den Bann zieht. Heute sind wir schon in der Zeit, in der Bundeskanzler Dollfuss ermordet wird.

Donnerstag, 6.8.2015

Zitas Altersitz war das St.-Johannes-Stift in Zizers in der Schweiz und interveniert hat der "Elefantenjäger" Juan Carlos von Spanien. Bekanntlich verbrachte Kreisky auf Mallorca seine Ferien und daselbst auch immer wieder das spanische Königshaus. Urlaub bildet bekanntlich.
Um eben die Kenntnisse des Kurwesens zu erweitern, steht eine kleine Rundreise auf dem Programm. Zunächst geht es in das Städtchen Loket, schon Goethe soll es ein landschaftliches Kunstwerk genannt haben, die Besonderheit nämlich ist die fast komplette Umschließung durch das Flüsschen Ohre. Die pittoreske Schönheit zieht natürlich Touristen nicht nur aus dem nahe gelegenen Karlsbad an, die Anzahl der zur Verfügung stehenden Parkplätze ist naturgemäß unzureichend. Auch wir stehen mehr oder weniger "wild" am Stadtrand, denn eine ausgedehnte Fussgängerzone durchzieht den Ort mit der mächtigen Burg. Doch man hat ihn schnell durchlaufen, auch angesichts der herrschenden Temperaturen genießt man das klimatisierte Auto. Über Böhmens Hain und Fluren gelangen wir nach Sachsen. Nach kurzer Fahrt erreichen wir eines der ältesten Kur- und Moorbäder Deutschlands Bad Elster, das zugleich auch das sächsische Königsbad war. Ehrlich gesagt, bis vor kurzem war uns dieser Ort völlig unbekannt. Nach der Wende scheint auch hier ein rasanter Aufstieg stattgefunden zu haben, seither allerdings schwindet die Bevölkerung wieder und es gibt auch ausreichend Quartiere, obwohl die Badeeinrichtungen alle frisch renoviert sind. Ja, in sechs Wochen wird eine neue Soleeinrichtung eröffnet. Man hatte 1990 eine neue Quelle gefunden und diese wird umfänglich mit Hotel und entsprechender Kuranwendung erschlossen. Ganz glaubt man es nicht, wenn man die Baustelle zu Gesicht bekommt, dass sich hier in wenigen Wochen Kurgäste tummeln werden. Aber wenn man dann sieht, dass die Projektleitung ein Architekturbüro aus Hollabrunn in Niederösterreich hat, ist man gleich wieder beruhigt. Überhaupt beruhigende Wirkung für Körper und Geist verspricht auch die Moritzquelle. Selbst angesichts dieser Namensgebung ist Moritz zu einer ausgiebigen Kuranwendung nicht zu bewegen. Otto, nunmehr in Kurwassern bereits recht bewandert, kostet und stellt fachmännisch fest, dass der Mineralgehalt stärker als bei den böhmischen Quellen ist und daher eine angenehme Bekömmlichkeit vorliegt. Im kleinen Kurcafe bei Kuchen und Kaffee, vor sich im Blick das stattliche König-Albert-Kurtheater, war alles in bester Ordnung, bis auf die kleine Ausnahme. Das Palasthotel Wettiner Hof stand zwar unter Denkmalschutz, aber es fand sich kein Investor und so wurde es mit Mitteln der EU abgewickelt, sprich dem Erdboden gleichgemacht. Solche Sünden findet man in Tschechien glücklicherweise nicht. Unglaubliche zwanzig Kilometer sind es bis Franzensbad und die Supermärkte der Gegend sind stark von deutschen Bürgern heimgesucht, angesichts der günstigen Preise und der gross angeschriebenen Warnung, dass 100 Euro-Scheine nicht angenommen werden - hier der Wert eines kleinen Vermögens - versucht ein Ehepaar mit sächsischem Dialekt vor uns an der Supermarktkasse dennoch ihr Glück. Nachmittags ziehen wir unsere Runden im Aquaforum und lassen das Wasser sprudelnd unseren Körper umfliessen. Das Abendessen im Zimmer mundet und die nunmehr neunte Folge des Ringstrassenpalais wird zur obligaten täglichen Unterhaltung. Zur Frage von heute: Sie kennen doch sicher die Hatscheks?

Freitag, 7.8.2015

Nein, die Hatscheks sind kein altböhmisches Adelsgeschlecht, sondern ein Akzent in der tschechischen Sprache.
Franzensbad, eigentlich Františkovy Lázně, ist nur 10 Kilometer von der Grenze zum Freistaat Bayern entfernt, am Freitag gibt es das Magazin der Süddeutschen Zeitung und das nur in deutschsprachigen Ländern, so beschliessen wir nach Waldsassen zu fahren. Zuerst leitet uns Karolka über Kleinststrässchen an romantischen Seen mit Gänsen vorbei, dann geht es auf der schnurgeraden Strasse nach Deutschland. Auch hier wiederum sehr viel Wald und dann wieder Landschaft so weit das Auge reicht. Waldsassen hat sehr viel Durchgangsverkehr, die armen Menschen. Dann besuchen wir die barocke Basilica minor, die wir aber nur zum Teil sehen, da sie gerade renoviert wird. Hier hat Leonard Bernstein im Frühjahr 1990 ein Konzert dirigiert - sechs Monate später ist er gestorben. Wir kennen sehr viele Komponisten, die sehr viel schöne Musik komponiert haben, aber man kommt immer wieder zu Mozart zurück, da gibt es Musik, mit der man in andere Welten sieht. Nehmen Sie sich Zeit für das Ave Verum in der Basilika von Waldsassen unter der Leitung von Bernstein. Die Zisterzienserinnen betreuen auch ein sehr schönes Gästehaus. Wir besuchen die alte Klosterbibliothek mit ihren wunderschönsten Holzschnitzereien, an denen Anfang des 18. Jahrhunderts 20 Jahre gearbeitet wurde. Die Führerin erklärt uns in schönstem bayerischem Idiom sämtliche Details. Ach ja, zur Frage des heutigen Tages. Wir sind im katholischen Bayern, deswegen gibt es auch eine katholische Frage: Wer ist die Schutzpatronin der Bücherfreunde/innen und Bibliotheken?
Wir fahren zurück nach Cheb, machen einen kurzen Stopp in einem der grossen Einkaufszentren und gehen sämtliche Regale durch. Leider können wir die Fertigmischung für Buchteln nicht kaufen, da die Herstellungsanleitung nur Tschechisch ist. Schade!
Zurück im Hotel gönnen wir uns einen kleinen Apero mit einem Chardonnay aus Mähren. Der mundet sehr gut. Wir haben die ganze Zeit in Tschechien nur mährischen Wein getrunken. Hier müssen sie schon noch etwas nachholen. Die Weissweine sind ganz ok, aber schon noch nicht so, wie man sie aus Österreich kennt, die Rotweine munden in den meisten Fällen nicht wirklich. Aber jedenfalls beschliessen wir, mal nach Valtice ins tschechische Weingebiet zu fahren. Das ist mit dem Zug von Wien aus nur eine Stunde, zudem gehört die Gegend dort zum UNESCO-Welterbe.
Wir müssen uns auch stärken, denn schliesslich steht am Nachmittag das knifflige Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Sommerrätsel auf dem Programm. Fragen wie "Etwa 20 Kilometer nordwestlich einer Stadt, die für eine Schweinefleischspezialität bekannt ist, liegt ein Labyrinth, das nicht von den typischen Heckenpflanzen gebildet wird, sondern von einem anderen Gewächs. Wie lautet der gebräuchliche Name dafür?" Und solche und ähnliche Fragen 14x in anderer Form! Nach mehreren Stunden glauben wir, die Lösung gefunden zu haben. Die Tablets haben dafür auch leere Akkus!
Jedenfalls haben wir uns das Abendessen verdient. Im vornehmen Restaurant Casino (es ist ja der letzte Abend in Franzensbad) sind wir zuerst die einzigen Gäste. Otto bekommt endlich seine böhmische Ente und Moritz geniesst das Pilsner Gulasch. Diese Karlsbader Knödel sind einfach wirklich wunderbar. Der mährische Grauburgunder passt gut dazu und je wärmer er wird, desto besser. Das geht schnell, die Temperaturen sind dementsprechend.
Zu Hause steht die nächste Folge des Ringstrassenpalais an. Hoffentlich ist der 2. Weltkrieg schon ausgestanden.

Fortsetzung im 3. Teil










Montag, 13. Juli 2015

Sommerurlaub 2015 - 1.Teil

RING im/zum QUADRAT

Eigentlich müsste ein Reisetagebuch schon Tage oder Wochen vor der eigentlichen Reise beginnen. Mit all den Vorbereitungen und Überlegungen, wohin es denn eigentlich gehen soll, Meer oder Berge, Kultur oder Sightseeing. Diese "Probleme" werden genau genommen mehr oder weniger am letzten Tag des vergangenen Urlaubs zu lösen begonnen. Und nicht zu vergessen: die Vorfreude auf die freien Wochen und das Herunterzählen der letzten Tage vor Beginn der Ferien.

Doch nun kurz zum gewählten Thema der heurigen Ferien. Zum einen werden wir Wagners Ring der Nibelungen in Bayreuth sehen und zum anderen ist in Wien das 150-Jahre-Jubiläum der Ringstraße zentral - und wir haben uns vorgenommen, die ORF-Serie "Ringstraßenpalais" auf den mitgenommen DVDs zu genießen. Und dann gibt es da noch die kleine sprachliche Besonderheit: während im österreichischen eine Zahl zum Quadrat erhoben wird, sprechen die Schweizer von "im" Quadrat. So viel vorab.

Samstag, 24. Juli 2015

Das Tief Zeljko zieht mächtig durch die Gegend und bläst die Wolken nur so vor sich her. Damit haben wir ein ständig wechselndes Himmelsspiel zu bewundern, auch angesichts des nahezu nordischen Lichts. Die Temperaturen sind knapp über 20 Grad und somit ideal. Unser Mietauto - ein schicker Volvo-Kombi mit Ledersessel und funktionierendem Navigationsprogramm - fährt uns sacht von Kleinhüningen in Basel über die Dreirosenbrücke Richtung Westen. (Eigentlich sollte die Konversationssprache des Urlaubs Schwedisch sein - schwedisches Auto, schwedische Sprache, aber Otto geht irgendwie nicht auf den Vorschlag von Moritz ein.) Plötzlich als wir die Grenze passieren, empfängt uns die Stimme des GPS "Willkommen in Frankreich" - es spricht mit uns, so nennen wir sie Marianne, unsere Guide. Am Hauptplatz von Huningue genießen wir kurz vor acht ein wunderbares Croissant und einen Kaffee in der noch milden Morgensonne. Gestärkt gehen wir die  vierhundert vor uns liegenden Kilometer an und erreichen das Landhotel Schwan in Rödelsee in der Nähe von Würzburg nach knapp vier Stunden. Rasch ist eingecheckt und die Habseligkeiten im Zimmer mit Balkon verstaut. Das unweit entfernte Örtchen Castell ist das nächste Ziel, im dortigen gleichnamigen Weingut stoßen wir mit einem Glas Sylvaner (Otto) und Riesling (Moritz) auf die Ferien an. Für das Abendessen wird eingekauft und da es bereits gegen vier Uhr ist, lauschen wir auf Bayern Klassik den ersten Takten der Eröffnungspremiere von Tristan und Isolde aus Bayreuth.

Ein Spaziergang im Ort Rödelsee und Erkundungen von Iphofen und Markt Einersheim überbrücken die Zeit bis zum Abendessen. Von den beiden Weinflaschen im Gemeinschaftskühlschrank des Hotels war dann leider nur mehr eine aufzufinden. Möge sie den "Findern" geschmeckt haben. Ein kurzer Abstecher zum Weinhoffest beim Winzer Vollhals machte die Überleitung zur ersten Folge des Ringstraßenpalais - Im Schatten von Königgrätz. Das heutige Rätsel für alle Nicht-Österreicher/innen. Was bedeutet: "Steh er nicht da wie ein Kümmeltürk!" (Lösung hier)

Sonntag, 25. Juli 2015

Der Duft von Kaffee und das Klappern von Geschirr aus der Küche weckt uns. Zeljko hat sich in der Zwischenzeit beruhigt und die Sonne scheint milder als in den letzten Tagen. Also nichts wie los, der ersten Wanderung steht nichts im Weg. Moritz denkt sich, dass der erste beschauliche Gang genau richtig ist, um seine neu erstandenen Wanderschuhe einzugehen. Wenn er da schon gewusst hätte....
Jedenfalls geht es vom Hotel los Richtung Schwanenberg. Die 200 Höhenmeter sind ohne Probleme zu bewältigen. Die Blicke in die weite Landschaft mit Dörfern und Weinbergen kitschig.




Blick auf Rödelsee

Oben auf dem Berg angekommen, besuchen wir Kirche und Schloss, im Geistlichen Zentrums werden wir von einer freundlichen Schwester zum Kaffee trinken eingeladen. Auf der Gästeliste sehen wir zum Beispiel, dass die Uni Würzburg in wunderbarer Lage ein Literaturseminar abgehalten hat. Wir schlendern durch den schön angelegten, etwas verwilderten Schlosspark und stossen auf den Friedhof der Communität Casteller Ring, der ansässigen Ordensgemeinschaft. Wir lernen Begriffe wie Oblation und Oblatin kennen. (Oblaten hatten für uns bis jetzt eher etwas mit Lebkuchen zu tun.) Weiter hinten im Park finden wir das Mausoleum der ausgestorbenen Grafenfamilie. Die Prinzessin Margrit hat einen Titel, der mindestens über drei Zeilen geht. Wir sind guten Mutes in der angenehmen Morgensonne und nehmen den weiteren Weg nach Markt Einersheim unter die Füsse. In der prallen Sonne setzt Moritz nun doch sein "Chäppeli" (Mütze) auf, ganz keck etwas schräg. Otto meint, dass er in dem Aufzug in jeder Weissen Rössl-Inszenierung als Sigismund durchgehen würde ("Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist, was kann der Sigismund dafür, dass man ihn liebt....). Beim zweiten Keltenwall verlieren wir leider den Weg und es geht wild den Wald hinunter, bis wir schliesslich auf einer Strasse landen. Das Singen diverser Opern- und Operettenarien hat in der Zwischenzeit aufgehört. Auch ein weiterer Versuch, direkt nach Einersheim zu kommen, scheitert an verwachsenen Wegen in Dornröschenwäldern. Aber Otto gibt nicht auf, zu verlockend ist die Aussicht auf das "Festival der Weine" dort. Zum Glück treffen wir irgendwo am Weg auf einen Wandergenossen, der uns dann seine Karte überlässt. Nach vier Stunden erreichen wir den Marktplatz und lassen unsere schweren Knochen auf die Festbänke fallen, aber nach einen Glas Sylvaner sind wir wieder erquickt und schunkeln schon mit, die Laune auf dem Platz ist prächtig.
Festival der Weine in Markt Einersheim


Nach der wunderbaren "hallontarta" - eines der wenigen schwedischen Wörter, das Otto im Repertoire hat (Rätsel des Tages - was ist eine "hallontarta"?), machen wir uns auf den Weg Richtung Iphofen. Es zeigt, dass Singen auf in praller Sonne liegenden Feldwegen die Zeit und Distanzen verkürzt, bis Iphofen haben wir das ganze Repertoire durch mit Rossini, Verdi über Lehar bis Gershwin. Trotz schon etwas müder Knochen, machen wir einen Rundgang durch das schmucke Winzerstädtchen. Dann geht auf die letzten Etappe zurück nach Rödelsee. Der Schluss hängt definitiv an, v.a. in den neuen Schuhen. Nach gut sieben Stunden und ca. 30 Kilometern sind wir wieder zu Hause. Seit langem hat die Dusche nicht so erquickt.
Lesend, inklusive intensiver Augenmeditation verbringen wir den Rest des Nachmittags. Auch ein anderes Rätsel hatte sich gelöst, es waren die Gäste des Zimmers 42, die unseren Riesling aus dem Kühlschrank gefunden hatten, nur leider waren sie bereits über alle Berge ...Nun sind wir bereit für das Abendessen im Löwenhof in Rödelsee. Im Innenhof des Hauses sind wir bestens bedient und es mundet optimal. Der kleine Abstecher oder Absacker im Haus Vollhals (wie am Vorabend - nur diesmal ohne stürmische Begleitmusik) beendet den Abend. Doch halt, das Musikrätsel auf Bayern  Klassik - unser sonntäglicher Fixpunkt, der ist noch offen - doch Rätselprofis hält nichts ab, diese offenen Frage ruck zuck einer Lösung zuzuführen. (Verraten wird nichts - schließlich können die "Konkurrenten" noch mitspielen - hier).

Montag, 27. Juli 2015

Irgendwie völlig unruhig zeigt sich unser Ferienmaskottchen Kitzi. Schließlich gesteht er, dass er Vortags, während wir unsere Wanderung unternommen hatten, in Kitzingen (ca. 5 km entfernt von Rödelsee) Verwandte besucht hat. Nun ist er sauer, dass wir dieses nette Städtchen am Main Richtung Bayerischen Wald verlassen wollen, er wäre gerne noch in der Gegend geblieben. Widerstrebend folgt er uns in den Wagen. Vorerst geht es nach Thüngersheim zu Geiger und Söhne, deren Riesling wurde uns entwendet, also Nachschub beim Winzer ist gefragt. So kommt es, dass wir zunächst in einem anderen Geigerweingut landen, um dann doch im richtigen den Wein zu finden, der uns mundet. Beim Bezahlen unseres Zimmers hatten wir uns verplaudert, über Sachsen-Anhalt und diverse Dialekte gesprochen, letztlich blieb der Zimmerschlüssel in unserem Besitz. So kommt es, dass wir retour nach Rödelsee fahren müssen. Von dort über die Autobahn nach Deggendorf, ca. 300 Kilometer. Ein ruhiges Quartier im Bayerischen Wald soll es werden, mittendrin ohne großes touristisches Tamtam. Am Hauptplatz findet sich ein Cafe und der dazugehörige Kuchen, Moritz präferiert den Zwetschkendatschi, Otto die Himbeertorte (Auflösung des gestrigen Rätsels - hallontarta!). Und nun auf in die Tiefen des Bayerischen Waldes. Doch so leicht scheint die Aufgabe nicht zu sein. Zum einen sind verfügbare Quartiere nicht ausgeschildert, zum anderen schlicht belegt. Verzweifelt kurven wir auf dem Hochplateau um Lalling - der Obstschüssel des Bayerischen Waldes. Zuletzt beziehen wir eine Ferienwohnung der Familie Hirtreiter und fühlen uns nach wenigen Minuten wie zu Hause. Schnell noch nach Deggendorf zurück, und Vorräte besorgt und schon sitzen wir in der Abendsonne am Balkon und sind rundum zufrieden, Wein, Salat, Spätzle mit Speck in Weissweinsauce und Tartelettes mit Mandarinen, besser kann ein selbst zubereitetes Mahl nicht sein, zudem begleitet von einem wunderbaren Reynoble aus Navarra (natürlich nach einem Schlückchen Sylvaner aus Franken). Da ist Frau Spiras Sendung: Liebes´gschichten und Heiratssachen nur mehr das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Das heutige Rätsel: Wie heisst das touristische Zentrum des Bayerischen Waldes? (Antwort: Bodenmais)

Dienstag, 28. Juli 2015

Wunderbar haben wir geschlafen! Es ist extrem ruhig hier oben im Lallinger Winkel, so wie es weder in Basel noch in Wien je ist. Frisch gestärkt beginnen wir den Tag, Otto etwas früher als Moritz....aber um halb acht sitzen wir beim Kaffee und planen den Tag. Frage 1 des Tages: Was ist ein Lürliwasser bezogen auf Kaffee? In diese Richtung geht jedenfalls das Frühstücksgetränk, das Otto in aller Frühe gebraut hat.
Zuerst geht der Weg in die Tourismus-Info, wo uns die nette Dame die Gegend erklärt und uns eine Wanderkarte in die Hand drückt. Dann ein Spaziergang durchs Dorf, in die Kirche und auf den Friedhof. Dort begegnet uns gleich Frage 2 des Tages: Was ist eine Austragsbäuerin/ein Austragsbauer?
Danach fahren wir mit unserem schicken Volvo bis zum Ruselabsatz (855 m.ü.M.). Frohen Mutes ziehen wir die Wanderschuhe an und machen uns auf den Weg Richtung Landshuter Haus. Der Bayerische Wald ist das neue WWW - Weite Wald Wanderungen! Die Höhenmeter zählen hier kaum, eher die Distanzen. In den märchenhaften Tannenwälder, in denen nur das Rauschen der Bäume zu hören ist, erholt man sich ganz wunderbar von den Niederungen des Alltags. Beim Breitenauriegel (1111 m.ü.M.) geniessen wir den Weitblick und gleich kommt einem Adalbert Stifter in den Sinn. Die Erzählungen der Romantik "Bunte Steine" beschreiben genau diese Welt, der Blick wird vor 200 Jahren nicht viel anders gewesen. sein. Im Landshuter Haus machen wir Rast, geniessen Wienerli und einen sehr guten Erdbeer-Rhabarberkuchen. Otto ist nach seiner Weissweinschorle etwas schwierig auf dem Weg zu halten. Die Landschaft ähnelt dem Jura, wunderbare Weite, schöne Blumen und wohlschmeckende Himbeeren. Nach gut vier Stunden sind wir wieder auf dem Parkplatz.
Jetzt ist Shopping in Deggendorf angesagt! Otto will in den Trachtenshop, Moritz will sich bessere Schuhe kaufen, das Drücken der neuen Schuhe geht so nicht.... viel zu wichtig sind ihm die kontemplativen langen Spaziergänge. Er findet schnell, was er sucht. Otto probiert Lederhosen und schäkert mit der Verkäuferin, gekauft wir dann schliesslich ein sehr schönes Trachtengilet.
Nun geht es zurück in unser Refugium auf den Berg. Nachdem wir gestern entdeckt hatten, dass es in der bestens eingerichteten Küche sogar einen Bratentopf gibt, kommt der gleich in Gebrauch. Nein, kein Braten kommt hinein, sondern ein Güggeli (Frage 3 des Tages für unsere österreichischen Freunde/innen) und viel gesundes Gemüse. Bald schon duftet es ganz köstlich aus dem Rohr (Frage 4 für unsere Schweizer Freunde/innen) und wir geniessen Sonne, Aussicht und Frankenwein auf dem Balkon. Danach geht es weiter mit der zweiten Folge des Ringstrassenpalais.

Mittwoch 29. Juli 2015

Zunächst mal die Antworten auf die vielen Rätsel des Vortages: ad 1) Lürliwasser (beantwortet sich von selbst - Anmerkung Otto) - ad 2) Austragsbauer (bayerisch für Altenanteil) - hier - ad 3) Güggeli (sowas wie Hähnchen auf Hochdeutsch) - ad 4) Rohr, Backrohr in Österreich oder Backofen in der Schweiz (angesichts der vielen Röhren in der Schweiz wollen sie dort offensichtlich kein Backgut garen).
Morgendlich ist der Himmel verhangen und ein wirklicher Wandertag scheint nicht in Sicht - somit entscheiden wir uns für Regen. Gut, denselben gab es auch, aber wir meinen den Ort im Bayerischen Wald. Doch zunächst wollen wir erkunden, wie denn der touristische Mittelpunkt, Bodenmais, so auf uns wirkt, schließlich sind wir durch unsere eremitische Wohnsituation der letzten Tage von Menschen doch etwas entwöhnt. Das Verkehrsamt mit seinen Unmengen an Prospekten und der Auszeichnung als bester Ferienort Deutschlands (2012) ist eindrücklich, aber ein seliges Lächeln auf Ottos Gesicht scheint doch erstaunlich. "Ich habe eine Oper gefunden" so seine Erklärung. Unglaubliche Verwunderung wiederum in Moritz´ Gesicht. "Hier in diesem Prospekt steht, dass es eine Aufführung einer Barockoper in Svetce gibt - keine Ahnung, wo das ist." Dies wird mal festgehalten.
Unweit in Bayerisch Eisenstein gab es zur Monarchiezeit ein wichtiges Bahnhofgebäude, das ist unser nächstes Ziel. Die damalige Grenzstation zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Bayern auf der Linie Prag-München. Der Ort, noch vor 25 Jahren, in Zeiten des Eisernen Vorhanges, ein wenig das "Ende der Welt", wirkt auf den Besucher auch heute noch ziemlich einsam. Das Bahnhofsgebäude von den beiden Staaten Tschechien und Deutschland je zur Hälfte heute noch in Betrieb, beherbergt auch ein Museum mit einem europäischen Zentrum für Fledermäuse (inklusive Überwinterungsmöglichkeit für die Tiere!). Keinerlei Grenzkontrollen (welch ein Glück!), wir setzen heuer zum ersten Mal die Füsse auf tschechisches Gebiet, noch vor dreißig Jahren eine unvorstellbare Situation. Ein kurzer Abstecher nach Zwiesel und Besuch des Werkverkaufs von Schott beschließen unsere Rundfahrt. Ein paar dunkle Wolken lassen uns die Heimfahrt über Regen nach Lalling antreten.
Somit bleibt genug Zeit für die Planung der nächsten Tage und einem Genussmenü erster Klasse. Bevor die dritte Folge des Ringstrassenpalais in Angriff genommen wird, noch die Frage des Tages: Was ist ein Pichelsteiner ? (Langjährige Fans der Fernsehserie "Lindenstrasse" sind bei dieser Frage leicht im Vorteil.)

Donnerstag, 30. Juli 2015

Der Vollmond naht, die Nacht ist etwas unruhig und unterbrochen vom Lesen eines schwedischen Krimis und der Süddeutschen Zeitung. Die Aussicht vom Balkon auf die mondbeschienenen Wälder ist unbeschreiblich. Unten in den Senken liegt etwas Nebel, der dann in der Früh in die Höhe steigt.
Stimmung vom Balkon unserer Ferienwohnung


Doch zuerst die Auflösung des gestrigen Rätsel: Pichelsteiner ist ein deutsches Eintopfgericht. Weiters wurde bis gestern in Regen das Pichelsteiner Fest gefeiert, eine Art Kirchweihrummel mit Fahrwerken, Standeln und viel Bier.
Otto hat überhaupt seine Bestrebungen, im Schwedischen etwas fliessender zu werden  im Augenblick unterbrochen und widmet sich dem Tschechischen. Das ist jetzt angebrachter - wobei es ein steiniger Weg ist, auch wenn man Wurzel in Böhmen hat. Und Kitzi ist sehr streng und ungeduldig beim Wörtli abfragen.
Heute geht es Richtung Nationalpark Bayerischer Wald. Auf den Nebenstrassen, über die uns unsere Hannelore (Navi) lotst, gibt es wirklich wenig Verkehr, immer wieder fahren wir durch Dörfer, in denen sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Wir fahren bis Neuschönau und gehen die letzten 15 Minuten bis zum Informationszentrum des Nationalparks im Hans-Eisenmann-Haus zu Fuss. Der Baumwipfelpfad ist eindrücklich und wirklich besser zu bewältigen als der Kletterpark auf der Wasserfallen im Baselbiet. Der Baumturm erinnert etwas an die Reichtstagskuppel in Berlin, nur dass die Aussicht eine andere ist: Wälder, Wälder und noch einmal Wälder. Vor allem als Schweizer ist man an einen solchen Blick einfach nicht mehr gewohnt.
Baumwipfelweg


Wälder soweit das Auge reicht
O & M




Wir verlassen das Besucherzentrum und lassen unseren lieben Volvo auf dem Wanderparkplatz (800 m.0.M.) stehen und machen uns auf den Weg Richtung Grosse Kanzel (1000 m.ü.M.). Von hier aus hat man einmal mehr einen überwältigenden Blick auf eine liebliche Landschaft. Zurück geht es durch einen Märchenwald, hohe Tannen, Buchen und Fichten, darunter Felsen total mit Moos überzogen, am Wegesrand laben uns köstliche Waldhimbeeren - zu Tausenden reifen sie in der warmen Sommersonne. Der Weg wird sicherlich nicht oft begangen, sonst hätten wir sicherlich weniger dieser Köstlichkeiten so vor dem Mund. Wir begegnen keiner Menschenseele. Nach zwei Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt.
Zurück in Lalling geniessen wir ein letztes Mal den Balkon mit seiner genialen Aussicht. Da wir morgen weiterfahren, müssen wir den Kühlschrank leeren. Wir verabschieden uns von der Hauswirtin in einem langen herzlichen Gespräch und erfahren einiges über das Leben im Bayerischen Wald. Das heutige Rätsel: Wie lange fährt man von diesem urtümlichen Paradies bis an den Stadtrand von München mit seinen 1,49 Millionen Einwohnern?
Am Abend ist die nächste Folge des Ringstrassenpalais angesagt. "Schenk Er mir noch ein Glas ein, Otto." "Sehr wohl, Durchlaucht."

Freitag, 31. Juli 2015

Wenn man auf einer Landkarte in Lalling einen Zirkel einsticht und etwa 170 km als Kreisradius eingibt und so einen Kreis zeichnet, dann hat man zum einen die Lösung des gestrigen Rätsels und zum anderen den heutigen Aufenthaltsort. Also im Südwesten befindet sich München, in knapp zwei Autostunden über Landshut erreichbar. Im Norden kommen wir mit dieser Distanz nach Marienbad und dieser Bericht kommt aus dem Hotel Esplanade.
Herrlich wolkenlos präsentiert sich unser Balkon im Lallinger Winkel, aber wir haben kaum Augen für die blankgeputzte Landschaft, denn die Küche muss noch sauber gemacht und alles im Auto verstaut werden. War unsere Navigationsstimme in Deutschland Hannelore, so begrüßt uns in der Tschechischen Republik Milena. Nachdem wir den letzten deutschen Ort, Waidhausen, hinter uns gelassen haben - im Rathaus besuchen wir noch die spannende Ausstellung über den "Eisernen Vorhang" und die amerikanischen Abhörstellungen in der Gegend - ist uns unser Navigationssystem sehr willkommen. Immerhin geht es über kleinste Landstrassen, kaum eineinhalb Spuren breit und querfeldein, das beliebteste Verkehrszeichen ist die "Strassenschlange" mit der Zusatzbezeichnung 3x oder 4x. Die einzigen Autos, die uns begegnen, sind ein St. Galler und ein Appenzeller Ausserrhödler. Passt bestens zu unserem Appenzell-Innerrhödler-Kennzeichen, ein richtiges Ostschweizer Treffen, wahrscheinlich alle mit dem gleichen Navi ausgerüstet!
Um die Mittagszeit befahren wir den Parkplatz des Hotels und werden mit einem Sangria-ähnlichen Getränk willkommen geheißen. Die Entleerung des Autos mit den unzähligen Schachteln, Koffern und sonstigen Gepäcksstücken wird kommentarlos von einem Hotelboy professionell erledigt.
Wir haben uns eine kleine Stärkung auf unserer Terrasse verdient. Selbige hat einen eigenen Liftzugang, mehrere Liegestühle, eine Sommerbar und ein Freiluft-Schach-Spiel - geschätzte 200 m im Quadrat. Danach machen wir uns auf den Weg in den Kurort. Staunend bewundern wir die Fassaden der Hotels und Villen, alles fein herausgeputzt und ganze Strassenzüge ohne Bausünden. Jederzeit könnte die Gräfin und der Graf Artenberg aus der Serie Ringstrassenpalais um die Ecke kommen. Ein Wermutstropfen sind die tschechischen Kronen, also Geldwechsel und Kopfrechnen ist gefragt. Wir kommen an Casino und Stadttheater vorbei und eine Fassade ist schöner als die andere. Nach einem ausreichenden Spaziergang schwimmen wir einige Runden im hoteleigenen Pool. Frisch gemacht, geht es zurück zum Abendessen ins Ceska Hospudka. Moritz wählt Sauerbraten und jede Menge Knödel (Semmel- und Karlsbaderknödel), Otto bevorzugt den Karpfen mit Kartoffelpuffer. Die Nachspeise reicht für zwei Personen und ist ein Kuchenaufbau mit Topfengemisch als Zwischenetagen, umgeben mit Erdbeeren, getrunken wird ein Riesling aus Mären. Womit wir die Frage zum Tag auch schon hätten: der tschechische Ausdruck für Erdäpfel lautet ?

(Fortsetzung im 2. Teil)











































Donnerstag, 11. Oktober 2012

Erstaunlich

Erstaunlich in mehrfacher Hinsicht - ein süffiger österreichischer Rotwein und ein unschlagbarer Preis. Normalerweise erwartet man im Supermarkt einfach Massenware. Trinkbar, zahlbar, unaufregend. Doch es geht auch anders. Das Stift Klosterneuburg hat mit seinem St. Laurent 2011 die Latte für diese Rebe sehr hoch gelegt. Endlich ist diese Rebe wieder heimisch in unserer Gegend, öfter schon ist sie mir wieder begegnet und die meisten Winzer haben mir erzählt, dass sie immer wieder unerwartete Ergebnisse liefert. Wenig sei vorhersagbar, vieles unerwartbar, fast alles möglich. Gut als Geniesser nimmt man diese Aussagen nicht ganz so ernst. Aber wie war ich erstaunt, als ich die erste Flasche öffnete. Der Geruch erdig, leicht edel, kaum aufdringlich, eher einladend. Am Gaumen zunächst verschlossen, wie wenn er sich zieren würde. Doch der zweite und dritte Schluck sind wie eine Offenbarung - hier trinkt man etwas besonderes. Das eigentlich erstaunliche: man glaubt einen älteren Jahrgang im Glas zu haben - so fertig schmeckt er schon. Obwohl dieser Saft kaum ein Holzfass gesehen hat, meint man es zu schmecken. Mit 12,5 % Alkohol ist er im besten Mittelfeld und ungemein spannend wäre es, diesen Wein in der Blindverkostung anderen gegenüberzustellen. Wie oben, so möchte ich behaupten, fast alles ist möglich. Der Abgang sensationell bleibt und bleibt. Schon lange habe ich nach so einem Wein gesucht - und der Preis wird nicht verraten, aber er ist genau das, "was ich brauch". Also Zielpunkt - dort wurde er gefunden. (4/5)

Freitag, 30. März 2012

Steirischer Wein 2011 im Museumsquartier am 29.3.

Fünfundsechzig Weinbaubetriebe aus der Steiermark drängten sich im Museumsquartier Tisch an Tisch. Die Möglichkeiten mit einzelnen Produzenten ins Gespräch zu kommen sind gering. Es fehlt an Platz und auch der Geräuschpegel ist dabei nicht unterstützend. Da es offensichtlich auch keine Beschränkung gibt, wieviele unterschiedliche Weine präsentiert werden dürfen, ist die Auswahl einigermaßen unübersichtlich. Dazu kommen bei einzelnen Winzerinnen und Winzer noch Faßproben oder erst kürzlich abgefüllte Weine zur Verkostung. Es sind viele Weinproduzenten hier, aber es fehen auch viele. Und man kann es verstehen, angesichts einer anonymen Masse an Kostern. Komischerweise merkte ich auch sehr stark, dass der steirische Wein nicht nur an seine unvergleichliche Gegend erinnert, sondern unmittelbar mit ihr verbunden ist. Wenn jeder Schluck am Gaumen ein Stück Landschaft im Kopf ist, so wird auch die Unterscheidung der einzelnen Sorten (und an denen mangelt es hier nicht) ungleich kompliziert. Eine Weinplattform im Internet (www.avino.at) lud zur Blindverkostung ein. Drei verdeckte Proben von drei Produzenten galt es zu erkosten. Ich kann mir schwerlich vorstellen, sehr erfolgreich gewesen zu sein, da ich eigentlich nur eine einzige Weinrebe bei allen drei Proben vermutete. Aber es bestärkte mich, dass sich der Charakter der steirischen Weine momentan stark an einen, nennen wir es mal, „Konsensgeschmack“ anlehnt.

Man würden manchen Weinen einen stärkeren Charakter wünschen. Die Säure dürfte im 11er Jahrgang einigen Winzern Probleme gemacht haben, viele Weine haben hohe Alkoholgrade. Selbstverständlich gibt es wunderbare Sauvignon Blancs und auch die Rheinrieslinge sind fruchtig und bestens ausgereift, nicht zu vergessen der Gelbe Muskateller, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut und eine echte Alternative zu einem herkömmlichen Aperitiv ist. Vermutlich waren jetzt schon viele Landessieger (Verleihung 31.5.) diesmal dabei, auf eine wirkliche Entdeckung bin ich allerdings nicht gestossen. Neben den mir bereits bekannten Winzerinnen und Winzer (Schauer, Wohlmuth, Krispel, Gründl, Schneeberger, Silberberg, Pichler-Schober) entdeckt ich diesmal das Weingut Stelzl-Hirritschberg (www.weingut-stelzl.com) aus Leutschach.

Freitag, 2. März 2012

Weinviertel DAC in der Hofburg am 1.3.

Während viele Verkostungsbesucher von Ausstellern eingeladen werden, bezahle ich meinen Eintrittspreis selber, dafür bin ich dann keinem Winzer verpflichtet. Diesmal waren die Weingüter in den Festräumen der Hofburg alphabetisch angeordnet. So kann man zwar beliebte Winzer direkt ansteuern, aber eine Verkostung nach Region ist eigentlich nicht möglich. Dabei wäre genau das ein interessantes Erlebnis, wie schmeckt der Grüne Veltliner in den unterschiedlichen Lagen.

Die Gegend um Röschitz hat tatsächlich einige perfekte Ergebnisse vorzuweisen. Allen voran das Weingut Ewald Gruber (www.gruberwein.at): sowohl der DAC Klassik als auch die Lagenweine sind ausnahmslos zu loben. Wenn manche Weingüter aus marketingtechnischen Gründen sich zu „Premium-Weingüter“ zusammenschließen, dann ist man zunächst erstaunt, wie es zu dieser Auswahl kommt. Aber eine kleine Recherche ergibt: keine Auswahl durch eine Jury, sondern nur der Beitritt zu einem selbsternannten Club macht den Unterschied. Und so ist der Probeschluck immer noch der beste Indikator seine persönlichen Premium-Weingüter zu finden.

Auch wenn Retz oder Obermarkersdorf nicht allzuweit von Röschitz entfernt liegen, die Unterschiede am Gaumen sind zu registrieren. Das Weingut Erik Puhr (www.weingutpuhr.at) überzeugte mich einmal mehr am meisten. Hier schmeckt man noch die junge Kraft des Weines von 2011, und keine Gefälligkeiten werden vorgegaukelt, Klarheit und Reinheit pu(h)r.

Dass das äußere Erscheinungsbild am Markt immer wichtiger wird, hat sich unerwarteter Weise an diesem Nachmittag gezeigt. Das Weingut Phillip Zull (www.zull.at) präsentiert seine neue Linie: Luft, Erde, Wasser, Zull und überzeugt auf ganzer Linie im Auftritt. Angesichts der immer größeren Anzahl an hervorragenden Weingütern muss man auf sich aufmerksam machen. Die dahinter stehende Agentur (www.erwinbauer.com) ist zwar nicht billig, aber trifft mit ihrer Ästhetik zumindest meine Aufmerksamkeit. Als ich dann noch ein wenig beim Bio-Weingut Fidesser verweile (www.fidesserwein.at), bemerke ich daheim, dass auch hier dieselbe Designfirma im Hintergrund arbeitet. Beide Winzer machen sehr gute Weine, dies sei noch hinzugefügt.

Sonntag, 26. Februar 2012

Burgenlandpräsentation in der Hofburg am 23.2.

Wenn Zahlen bereits Erfolgsfaktoren sind, kann man die Weinverkostungen getrost als sehr gelungen bezeichnen. Ein Massenansturm ist bereits gegen 17:00 in allen Räumlichkeiten der Hofburg auszumachen. Zum Glück ist die Auswahl mit über hundert Winzerbetrieben ebenso enorm. Bei den bekannten Namen staut es sich entsprechend. Viele der Besucher nehmen sich auch nicht Zeit für den Wein, ein Konzept was und wie sie verkosten sucht man vergeblich. Zugegeben fällt es schwer sich zu beschränken, dennoch beschließe ich, mich auf den Rotwein zu konzentrieren. (Erstaunt stelle ich fest immer mehr Weissweine werden im Burgenland gekeltert, Sorten, die man vor Jahren mit diesem Bundesland nicht in Verbindung gebracht hätte.)

Immerhin hier und da sind auch noch kleine Gespräche mit den Weinproduzenten möglich. Die Fragen um Drehverschluß und/oder Korken sind alle noch nicht endgültig geklärt. Vieles scheint mir immer noch im Probierstadium. Und eigentlich eine alte Weisheit: wir trinken die Weine (Rotweine) viel zu früh. Viele hätten ungeheures Potential, aber davon erfahren wir kaum, weil der entsprechende Wein in der Regel „ausgetrunken“ ist.

Schwerpunkt bei der Region waren die Ortschaften Horitschon und Neckenmarkt. Das Weingut der Familie Draxler war dort die Entdeckung für mich. (www.weingut-draxler.at) Was alles aus einem Blaufränkisch herauszuholen ist, kann man auch bestens beim Weingut Weninger (www.weninger.com) erschmecken. Einige Winzer und Winzerinnen des Gebietes bleiben inzwischen solchen Veranstaltungen fern, auch das kann man gut verstehen, bei allem Verständnis für ein Massengetränk, der Liebhaber muss sich einfach mehr Zeit nehmen, als einen kleinen Schluck und weiter zum nächsten Tisch.

Aber andererseits wie lernt man neue Weingüter kennen oder wird auf sie aufmerksam? Das Weingut Humer besticht durch exakte Angaben von Restzucker, Alkoholgehalt und mehr Zahlen für jeden der zu kostenden Weine. Das schafft Vertrauen. Die Weine werden im Stahltank vinifiziert, sie sind geradlinig und bestechen durch klare Fruchtigkeit. Der Zweigelt Klassik 2008 etwa hat noch einiges Potential. (www.weinbauhumer.at)