Montag, 13. Juli 2015

Sommerurlaub 2015 - 1.Teil

RING im/zum QUADRAT

Eigentlich müsste ein Reisetagebuch schon Tage oder Wochen vor der eigentlichen Reise beginnen. Mit all den Vorbereitungen und Überlegungen, wohin es denn eigentlich gehen soll, Meer oder Berge, Kultur oder Sightseeing. Diese "Probleme" werden genau genommen mehr oder weniger am letzten Tag des vergangenen Urlaubs zu lösen begonnen. Und nicht zu vergessen: die Vorfreude auf die freien Wochen und das Herunterzählen der letzten Tage vor Beginn der Ferien.

Doch nun kurz zum gewählten Thema der heurigen Ferien. Zum einen werden wir Wagners Ring der Nibelungen in Bayreuth sehen und zum anderen ist in Wien das 150-Jahre-Jubiläum der Ringstraße zentral - und wir haben uns vorgenommen, die ORF-Serie "Ringstraßenpalais" auf den mitgenommen DVDs zu genießen. Und dann gibt es da noch die kleine sprachliche Besonderheit: während im österreichischen eine Zahl zum Quadrat erhoben wird, sprechen die Schweizer von "im" Quadrat. So viel vorab.

Samstag, 24. Juli 2015

Das Tief Zeljko zieht mächtig durch die Gegend und bläst die Wolken nur so vor sich her. Damit haben wir ein ständig wechselndes Himmelsspiel zu bewundern, auch angesichts des nahezu nordischen Lichts. Die Temperaturen sind knapp über 20 Grad und somit ideal. Unser Mietauto - ein schicker Volvo-Kombi mit Ledersessel und funktionierendem Navigationsprogramm - fährt uns sacht von Kleinhüningen in Basel über die Dreirosenbrücke Richtung Westen. (Eigentlich sollte die Konversationssprache des Urlaubs Schwedisch sein - schwedisches Auto, schwedische Sprache, aber Otto geht irgendwie nicht auf den Vorschlag von Moritz ein.) Plötzlich als wir die Grenze passieren, empfängt uns die Stimme des GPS "Willkommen in Frankreich" - es spricht mit uns, so nennen wir sie Marianne, unsere Guide. Am Hauptplatz von Huningue genießen wir kurz vor acht ein wunderbares Croissant und einen Kaffee in der noch milden Morgensonne. Gestärkt gehen wir die  vierhundert vor uns liegenden Kilometer an und erreichen das Landhotel Schwan in Rödelsee in der Nähe von Würzburg nach knapp vier Stunden. Rasch ist eingecheckt und die Habseligkeiten im Zimmer mit Balkon verstaut. Das unweit entfernte Örtchen Castell ist das nächste Ziel, im dortigen gleichnamigen Weingut stoßen wir mit einem Glas Sylvaner (Otto) und Riesling (Moritz) auf die Ferien an. Für das Abendessen wird eingekauft und da es bereits gegen vier Uhr ist, lauschen wir auf Bayern Klassik den ersten Takten der Eröffnungspremiere von Tristan und Isolde aus Bayreuth.

Ein Spaziergang im Ort Rödelsee und Erkundungen von Iphofen und Markt Einersheim überbrücken die Zeit bis zum Abendessen. Von den beiden Weinflaschen im Gemeinschaftskühlschrank des Hotels war dann leider nur mehr eine aufzufinden. Möge sie den "Findern" geschmeckt haben. Ein kurzer Abstecher zum Weinhoffest beim Winzer Vollhals machte die Überleitung zur ersten Folge des Ringstraßenpalais - Im Schatten von Königgrätz. Das heutige Rätsel für alle Nicht-Österreicher/innen. Was bedeutet: "Steh er nicht da wie ein Kümmeltürk!" (Lösung hier)

Sonntag, 25. Juli 2015

Der Duft von Kaffee und das Klappern von Geschirr aus der Küche weckt uns. Zeljko hat sich in der Zwischenzeit beruhigt und die Sonne scheint milder als in den letzten Tagen. Also nichts wie los, der ersten Wanderung steht nichts im Weg. Moritz denkt sich, dass der erste beschauliche Gang genau richtig ist, um seine neu erstandenen Wanderschuhe einzugehen. Wenn er da schon gewusst hätte....
Jedenfalls geht es vom Hotel los Richtung Schwanenberg. Die 200 Höhenmeter sind ohne Probleme zu bewältigen. Die Blicke in die weite Landschaft mit Dörfern und Weinbergen kitschig.




Blick auf Rödelsee

Oben auf dem Berg angekommen, besuchen wir Kirche und Schloss, im Geistlichen Zentrums werden wir von einer freundlichen Schwester zum Kaffee trinken eingeladen. Auf der Gästeliste sehen wir zum Beispiel, dass die Uni Würzburg in wunderbarer Lage ein Literaturseminar abgehalten hat. Wir schlendern durch den schön angelegten, etwas verwilderten Schlosspark und stossen auf den Friedhof der Communität Casteller Ring, der ansässigen Ordensgemeinschaft. Wir lernen Begriffe wie Oblation und Oblatin kennen. (Oblaten hatten für uns bis jetzt eher etwas mit Lebkuchen zu tun.) Weiter hinten im Park finden wir das Mausoleum der ausgestorbenen Grafenfamilie. Die Prinzessin Margrit hat einen Titel, der mindestens über drei Zeilen geht. Wir sind guten Mutes in der angenehmen Morgensonne und nehmen den weiteren Weg nach Markt Einersheim unter die Füsse. In der prallen Sonne setzt Moritz nun doch sein "Chäppeli" (Mütze) auf, ganz keck etwas schräg. Otto meint, dass er in dem Aufzug in jeder Weissen Rössl-Inszenierung als Sigismund durchgehen würde ("Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist, was kann der Sigismund dafür, dass man ihn liebt....). Beim zweiten Keltenwall verlieren wir leider den Weg und es geht wild den Wald hinunter, bis wir schliesslich auf einer Strasse landen. Das Singen diverser Opern- und Operettenarien hat in der Zwischenzeit aufgehört. Auch ein weiterer Versuch, direkt nach Einersheim zu kommen, scheitert an verwachsenen Wegen in Dornröschenwäldern. Aber Otto gibt nicht auf, zu verlockend ist die Aussicht auf das "Festival der Weine" dort. Zum Glück treffen wir irgendwo am Weg auf einen Wandergenossen, der uns dann seine Karte überlässt. Nach vier Stunden erreichen wir den Marktplatz und lassen unsere schweren Knochen auf die Festbänke fallen, aber nach einen Glas Sylvaner sind wir wieder erquickt und schunkeln schon mit, die Laune auf dem Platz ist prächtig.
Festival der Weine in Markt Einersheim


Nach der wunderbaren "hallontarta" - eines der wenigen schwedischen Wörter, das Otto im Repertoire hat (Rätsel des Tages - was ist eine "hallontarta"?), machen wir uns auf den Weg Richtung Iphofen. Es zeigt, dass Singen auf in praller Sonne liegenden Feldwegen die Zeit und Distanzen verkürzt, bis Iphofen haben wir das ganze Repertoire durch mit Rossini, Verdi über Lehar bis Gershwin. Trotz schon etwas müder Knochen, machen wir einen Rundgang durch das schmucke Winzerstädtchen. Dann geht auf die letzten Etappe zurück nach Rödelsee. Der Schluss hängt definitiv an, v.a. in den neuen Schuhen. Nach gut sieben Stunden und ca. 30 Kilometern sind wir wieder zu Hause. Seit langem hat die Dusche nicht so erquickt.
Lesend, inklusive intensiver Augenmeditation verbringen wir den Rest des Nachmittags. Auch ein anderes Rätsel hatte sich gelöst, es waren die Gäste des Zimmers 42, die unseren Riesling aus dem Kühlschrank gefunden hatten, nur leider waren sie bereits über alle Berge ...Nun sind wir bereit für das Abendessen im Löwenhof in Rödelsee. Im Innenhof des Hauses sind wir bestens bedient und es mundet optimal. Der kleine Abstecher oder Absacker im Haus Vollhals (wie am Vorabend - nur diesmal ohne stürmische Begleitmusik) beendet den Abend. Doch halt, das Musikrätsel auf Bayern  Klassik - unser sonntäglicher Fixpunkt, der ist noch offen - doch Rätselprofis hält nichts ab, diese offenen Frage ruck zuck einer Lösung zuzuführen. (Verraten wird nichts - schließlich können die "Konkurrenten" noch mitspielen - hier).

Montag, 27. Juli 2015

Irgendwie völlig unruhig zeigt sich unser Ferienmaskottchen Kitzi. Schließlich gesteht er, dass er Vortags, während wir unsere Wanderung unternommen hatten, in Kitzingen (ca. 5 km entfernt von Rödelsee) Verwandte besucht hat. Nun ist er sauer, dass wir dieses nette Städtchen am Main Richtung Bayerischen Wald verlassen wollen, er wäre gerne noch in der Gegend geblieben. Widerstrebend folgt er uns in den Wagen. Vorerst geht es nach Thüngersheim zu Geiger und Söhne, deren Riesling wurde uns entwendet, also Nachschub beim Winzer ist gefragt. So kommt es, dass wir zunächst in einem anderen Geigerweingut landen, um dann doch im richtigen den Wein zu finden, der uns mundet. Beim Bezahlen unseres Zimmers hatten wir uns verplaudert, über Sachsen-Anhalt und diverse Dialekte gesprochen, letztlich blieb der Zimmerschlüssel in unserem Besitz. So kommt es, dass wir retour nach Rödelsee fahren müssen. Von dort über die Autobahn nach Deggendorf, ca. 300 Kilometer. Ein ruhiges Quartier im Bayerischen Wald soll es werden, mittendrin ohne großes touristisches Tamtam. Am Hauptplatz findet sich ein Cafe und der dazugehörige Kuchen, Moritz präferiert den Zwetschkendatschi, Otto die Himbeertorte (Auflösung des gestrigen Rätsels - hallontarta!). Und nun auf in die Tiefen des Bayerischen Waldes. Doch so leicht scheint die Aufgabe nicht zu sein. Zum einen sind verfügbare Quartiere nicht ausgeschildert, zum anderen schlicht belegt. Verzweifelt kurven wir auf dem Hochplateau um Lalling - der Obstschüssel des Bayerischen Waldes. Zuletzt beziehen wir eine Ferienwohnung der Familie Hirtreiter und fühlen uns nach wenigen Minuten wie zu Hause. Schnell noch nach Deggendorf zurück, und Vorräte besorgt und schon sitzen wir in der Abendsonne am Balkon und sind rundum zufrieden, Wein, Salat, Spätzle mit Speck in Weissweinsauce und Tartelettes mit Mandarinen, besser kann ein selbst zubereitetes Mahl nicht sein, zudem begleitet von einem wunderbaren Reynoble aus Navarra (natürlich nach einem Schlückchen Sylvaner aus Franken). Da ist Frau Spiras Sendung: Liebes´gschichten und Heiratssachen nur mehr das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Das heutige Rätsel: Wie heisst das touristische Zentrum des Bayerischen Waldes? (Antwort: Bodenmais)

Dienstag, 28. Juli 2015

Wunderbar haben wir geschlafen! Es ist extrem ruhig hier oben im Lallinger Winkel, so wie es weder in Basel noch in Wien je ist. Frisch gestärkt beginnen wir den Tag, Otto etwas früher als Moritz....aber um halb acht sitzen wir beim Kaffee und planen den Tag. Frage 1 des Tages: Was ist ein Lürliwasser bezogen auf Kaffee? In diese Richtung geht jedenfalls das Frühstücksgetränk, das Otto in aller Frühe gebraut hat.
Zuerst geht der Weg in die Tourismus-Info, wo uns die nette Dame die Gegend erklärt und uns eine Wanderkarte in die Hand drückt. Dann ein Spaziergang durchs Dorf, in die Kirche und auf den Friedhof. Dort begegnet uns gleich Frage 2 des Tages: Was ist eine Austragsbäuerin/ein Austragsbauer?
Danach fahren wir mit unserem schicken Volvo bis zum Ruselabsatz (855 m.ü.M.). Frohen Mutes ziehen wir die Wanderschuhe an und machen uns auf den Weg Richtung Landshuter Haus. Der Bayerische Wald ist das neue WWW - Weite Wald Wanderungen! Die Höhenmeter zählen hier kaum, eher die Distanzen. In den märchenhaften Tannenwälder, in denen nur das Rauschen der Bäume zu hören ist, erholt man sich ganz wunderbar von den Niederungen des Alltags. Beim Breitenauriegel (1111 m.ü.M.) geniessen wir den Weitblick und gleich kommt einem Adalbert Stifter in den Sinn. Die Erzählungen der Romantik "Bunte Steine" beschreiben genau diese Welt, der Blick wird vor 200 Jahren nicht viel anders gewesen. sein. Im Landshuter Haus machen wir Rast, geniessen Wienerli und einen sehr guten Erdbeer-Rhabarberkuchen. Otto ist nach seiner Weissweinschorle etwas schwierig auf dem Weg zu halten. Die Landschaft ähnelt dem Jura, wunderbare Weite, schöne Blumen und wohlschmeckende Himbeeren. Nach gut vier Stunden sind wir wieder auf dem Parkplatz.
Jetzt ist Shopping in Deggendorf angesagt! Otto will in den Trachtenshop, Moritz will sich bessere Schuhe kaufen, das Drücken der neuen Schuhe geht so nicht.... viel zu wichtig sind ihm die kontemplativen langen Spaziergänge. Er findet schnell, was er sucht. Otto probiert Lederhosen und schäkert mit der Verkäuferin, gekauft wir dann schliesslich ein sehr schönes Trachtengilet.
Nun geht es zurück in unser Refugium auf den Berg. Nachdem wir gestern entdeckt hatten, dass es in der bestens eingerichteten Küche sogar einen Bratentopf gibt, kommt der gleich in Gebrauch. Nein, kein Braten kommt hinein, sondern ein Güggeli (Frage 3 des Tages für unsere österreichischen Freunde/innen) und viel gesundes Gemüse. Bald schon duftet es ganz köstlich aus dem Rohr (Frage 4 für unsere Schweizer Freunde/innen) und wir geniessen Sonne, Aussicht und Frankenwein auf dem Balkon. Danach geht es weiter mit der zweiten Folge des Ringstrassenpalais.

Mittwoch 29. Juli 2015

Zunächst mal die Antworten auf die vielen Rätsel des Vortages: ad 1) Lürliwasser (beantwortet sich von selbst - Anmerkung Otto) - ad 2) Austragsbauer (bayerisch für Altenanteil) - hier - ad 3) Güggeli (sowas wie Hähnchen auf Hochdeutsch) - ad 4) Rohr, Backrohr in Österreich oder Backofen in der Schweiz (angesichts der vielen Röhren in der Schweiz wollen sie dort offensichtlich kein Backgut garen).
Morgendlich ist der Himmel verhangen und ein wirklicher Wandertag scheint nicht in Sicht - somit entscheiden wir uns für Regen. Gut, denselben gab es auch, aber wir meinen den Ort im Bayerischen Wald. Doch zunächst wollen wir erkunden, wie denn der touristische Mittelpunkt, Bodenmais, so auf uns wirkt, schließlich sind wir durch unsere eremitische Wohnsituation der letzten Tage von Menschen doch etwas entwöhnt. Das Verkehrsamt mit seinen Unmengen an Prospekten und der Auszeichnung als bester Ferienort Deutschlands (2012) ist eindrücklich, aber ein seliges Lächeln auf Ottos Gesicht scheint doch erstaunlich. "Ich habe eine Oper gefunden" so seine Erklärung. Unglaubliche Verwunderung wiederum in Moritz´ Gesicht. "Hier in diesem Prospekt steht, dass es eine Aufführung einer Barockoper in Svetce gibt - keine Ahnung, wo das ist." Dies wird mal festgehalten.
Unweit in Bayerisch Eisenstein gab es zur Monarchiezeit ein wichtiges Bahnhofgebäude, das ist unser nächstes Ziel. Die damalige Grenzstation zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Bayern auf der Linie Prag-München. Der Ort, noch vor 25 Jahren, in Zeiten des Eisernen Vorhanges, ein wenig das "Ende der Welt", wirkt auf den Besucher auch heute noch ziemlich einsam. Das Bahnhofsgebäude von den beiden Staaten Tschechien und Deutschland je zur Hälfte heute noch in Betrieb, beherbergt auch ein Museum mit einem europäischen Zentrum für Fledermäuse (inklusive Überwinterungsmöglichkeit für die Tiere!). Keinerlei Grenzkontrollen (welch ein Glück!), wir setzen heuer zum ersten Mal die Füsse auf tschechisches Gebiet, noch vor dreißig Jahren eine unvorstellbare Situation. Ein kurzer Abstecher nach Zwiesel und Besuch des Werkverkaufs von Schott beschließen unsere Rundfahrt. Ein paar dunkle Wolken lassen uns die Heimfahrt über Regen nach Lalling antreten.
Somit bleibt genug Zeit für die Planung der nächsten Tage und einem Genussmenü erster Klasse. Bevor die dritte Folge des Ringstrassenpalais in Angriff genommen wird, noch die Frage des Tages: Was ist ein Pichelsteiner ? (Langjährige Fans der Fernsehserie "Lindenstrasse" sind bei dieser Frage leicht im Vorteil.)

Donnerstag, 30. Juli 2015

Der Vollmond naht, die Nacht ist etwas unruhig und unterbrochen vom Lesen eines schwedischen Krimis und der Süddeutschen Zeitung. Die Aussicht vom Balkon auf die mondbeschienenen Wälder ist unbeschreiblich. Unten in den Senken liegt etwas Nebel, der dann in der Früh in die Höhe steigt.
Stimmung vom Balkon unserer Ferienwohnung


Doch zuerst die Auflösung des gestrigen Rätsel: Pichelsteiner ist ein deutsches Eintopfgericht. Weiters wurde bis gestern in Regen das Pichelsteiner Fest gefeiert, eine Art Kirchweihrummel mit Fahrwerken, Standeln und viel Bier.
Otto hat überhaupt seine Bestrebungen, im Schwedischen etwas fliessender zu werden  im Augenblick unterbrochen und widmet sich dem Tschechischen. Das ist jetzt angebrachter - wobei es ein steiniger Weg ist, auch wenn man Wurzel in Böhmen hat. Und Kitzi ist sehr streng und ungeduldig beim Wörtli abfragen.
Heute geht es Richtung Nationalpark Bayerischer Wald. Auf den Nebenstrassen, über die uns unsere Hannelore (Navi) lotst, gibt es wirklich wenig Verkehr, immer wieder fahren wir durch Dörfer, in denen sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Wir fahren bis Neuschönau und gehen die letzten 15 Minuten bis zum Informationszentrum des Nationalparks im Hans-Eisenmann-Haus zu Fuss. Der Baumwipfelpfad ist eindrücklich und wirklich besser zu bewältigen als der Kletterpark auf der Wasserfallen im Baselbiet. Der Baumturm erinnert etwas an die Reichtstagskuppel in Berlin, nur dass die Aussicht eine andere ist: Wälder, Wälder und noch einmal Wälder. Vor allem als Schweizer ist man an einen solchen Blick einfach nicht mehr gewohnt.
Baumwipfelweg


Wälder soweit das Auge reicht
O & M




Wir verlassen das Besucherzentrum und lassen unseren lieben Volvo auf dem Wanderparkplatz (800 m.0.M.) stehen und machen uns auf den Weg Richtung Grosse Kanzel (1000 m.ü.M.). Von hier aus hat man einmal mehr einen überwältigenden Blick auf eine liebliche Landschaft. Zurück geht es durch einen Märchenwald, hohe Tannen, Buchen und Fichten, darunter Felsen total mit Moos überzogen, am Wegesrand laben uns köstliche Waldhimbeeren - zu Tausenden reifen sie in der warmen Sommersonne. Der Weg wird sicherlich nicht oft begangen, sonst hätten wir sicherlich weniger dieser Köstlichkeiten so vor dem Mund. Wir begegnen keiner Menschenseele. Nach zwei Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt.
Zurück in Lalling geniessen wir ein letztes Mal den Balkon mit seiner genialen Aussicht. Da wir morgen weiterfahren, müssen wir den Kühlschrank leeren. Wir verabschieden uns von der Hauswirtin in einem langen herzlichen Gespräch und erfahren einiges über das Leben im Bayerischen Wald. Das heutige Rätsel: Wie lange fährt man von diesem urtümlichen Paradies bis an den Stadtrand von München mit seinen 1,49 Millionen Einwohnern?
Am Abend ist die nächste Folge des Ringstrassenpalais angesagt. "Schenk Er mir noch ein Glas ein, Otto." "Sehr wohl, Durchlaucht."

Freitag, 31. Juli 2015

Wenn man auf einer Landkarte in Lalling einen Zirkel einsticht und etwa 170 km als Kreisradius eingibt und so einen Kreis zeichnet, dann hat man zum einen die Lösung des gestrigen Rätsels und zum anderen den heutigen Aufenthaltsort. Also im Südwesten befindet sich München, in knapp zwei Autostunden über Landshut erreichbar. Im Norden kommen wir mit dieser Distanz nach Marienbad und dieser Bericht kommt aus dem Hotel Esplanade.
Herrlich wolkenlos präsentiert sich unser Balkon im Lallinger Winkel, aber wir haben kaum Augen für die blankgeputzte Landschaft, denn die Küche muss noch sauber gemacht und alles im Auto verstaut werden. War unsere Navigationsstimme in Deutschland Hannelore, so begrüßt uns in der Tschechischen Republik Milena. Nachdem wir den letzten deutschen Ort, Waidhausen, hinter uns gelassen haben - im Rathaus besuchen wir noch die spannende Ausstellung über den "Eisernen Vorhang" und die amerikanischen Abhörstellungen in der Gegend - ist uns unser Navigationssystem sehr willkommen. Immerhin geht es über kleinste Landstrassen, kaum eineinhalb Spuren breit und querfeldein, das beliebteste Verkehrszeichen ist die "Strassenschlange" mit der Zusatzbezeichnung 3x oder 4x. Die einzigen Autos, die uns begegnen, sind ein St. Galler und ein Appenzeller Ausserrhödler. Passt bestens zu unserem Appenzell-Innerrhödler-Kennzeichen, ein richtiges Ostschweizer Treffen, wahrscheinlich alle mit dem gleichen Navi ausgerüstet!
Um die Mittagszeit befahren wir den Parkplatz des Hotels und werden mit einem Sangria-ähnlichen Getränk willkommen geheißen. Die Entleerung des Autos mit den unzähligen Schachteln, Koffern und sonstigen Gepäcksstücken wird kommentarlos von einem Hotelboy professionell erledigt.
Wir haben uns eine kleine Stärkung auf unserer Terrasse verdient. Selbige hat einen eigenen Liftzugang, mehrere Liegestühle, eine Sommerbar und ein Freiluft-Schach-Spiel - geschätzte 200 m im Quadrat. Danach machen wir uns auf den Weg in den Kurort. Staunend bewundern wir die Fassaden der Hotels und Villen, alles fein herausgeputzt und ganze Strassenzüge ohne Bausünden. Jederzeit könnte die Gräfin und der Graf Artenberg aus der Serie Ringstrassenpalais um die Ecke kommen. Ein Wermutstropfen sind die tschechischen Kronen, also Geldwechsel und Kopfrechnen ist gefragt. Wir kommen an Casino und Stadttheater vorbei und eine Fassade ist schöner als die andere. Nach einem ausreichenden Spaziergang schwimmen wir einige Runden im hoteleigenen Pool. Frisch gemacht, geht es zurück zum Abendessen ins Ceska Hospudka. Moritz wählt Sauerbraten und jede Menge Knödel (Semmel- und Karlsbaderknödel), Otto bevorzugt den Karpfen mit Kartoffelpuffer. Die Nachspeise reicht für zwei Personen und ist ein Kuchenaufbau mit Topfengemisch als Zwischenetagen, umgeben mit Erdbeeren, getrunken wird ein Riesling aus Mären. Womit wir die Frage zum Tag auch schon hätten: der tschechische Ausdruck für Erdäpfel lautet ?

(Fortsetzung im 2. Teil)