Donnerstag, 11. Oktober 2012

Erstaunlich

Erstaunlich in mehrfacher Hinsicht - ein süffiger österreichischer Rotwein und ein unschlagbarer Preis. Normalerweise erwartet man im Supermarkt einfach Massenware. Trinkbar, zahlbar, unaufregend. Doch es geht auch anders. Das Stift Klosterneuburg hat mit seinem St. Laurent 2011 die Latte für diese Rebe sehr hoch gelegt. Endlich ist diese Rebe wieder heimisch in unserer Gegend, öfter schon ist sie mir wieder begegnet und die meisten Winzer haben mir erzählt, dass sie immer wieder unerwartete Ergebnisse liefert. Wenig sei vorhersagbar, vieles unerwartbar, fast alles möglich. Gut als Geniesser nimmt man diese Aussagen nicht ganz so ernst. Aber wie war ich erstaunt, als ich die erste Flasche öffnete. Der Geruch erdig, leicht edel, kaum aufdringlich, eher einladend. Am Gaumen zunächst verschlossen, wie wenn er sich zieren würde. Doch der zweite und dritte Schluck sind wie eine Offenbarung - hier trinkt man etwas besonderes. Das eigentlich erstaunliche: man glaubt einen älteren Jahrgang im Glas zu haben - so fertig schmeckt er schon. Obwohl dieser Saft kaum ein Holzfass gesehen hat, meint man es zu schmecken. Mit 12,5 % Alkohol ist er im besten Mittelfeld und ungemein spannend wäre es, diesen Wein in der Blindverkostung anderen gegenüberzustellen. Wie oben, so möchte ich behaupten, fast alles ist möglich. Der Abgang sensationell bleibt und bleibt. Schon lange habe ich nach so einem Wein gesucht - und der Preis wird nicht verraten, aber er ist genau das, "was ich brauch". Also Zielpunkt - dort wurde er gefunden. (4/5)

Freitag, 30. März 2012

Steirischer Wein 2011 im Museumsquartier am 29.3.

Fünfundsechzig Weinbaubetriebe aus der Steiermark drängten sich im Museumsquartier Tisch an Tisch. Die Möglichkeiten mit einzelnen Produzenten ins Gespräch zu kommen sind gering. Es fehlt an Platz und auch der Geräuschpegel ist dabei nicht unterstützend. Da es offensichtlich auch keine Beschränkung gibt, wieviele unterschiedliche Weine präsentiert werden dürfen, ist die Auswahl einigermaßen unübersichtlich. Dazu kommen bei einzelnen Winzerinnen und Winzer noch Faßproben oder erst kürzlich abgefüllte Weine zur Verkostung. Es sind viele Weinproduzenten hier, aber es fehen auch viele. Und man kann es verstehen, angesichts einer anonymen Masse an Kostern. Komischerweise merkte ich auch sehr stark, dass der steirische Wein nicht nur an seine unvergleichliche Gegend erinnert, sondern unmittelbar mit ihr verbunden ist. Wenn jeder Schluck am Gaumen ein Stück Landschaft im Kopf ist, so wird auch die Unterscheidung der einzelnen Sorten (und an denen mangelt es hier nicht) ungleich kompliziert. Eine Weinplattform im Internet (www.avino.at) lud zur Blindverkostung ein. Drei verdeckte Proben von drei Produzenten galt es zu erkosten. Ich kann mir schwerlich vorstellen, sehr erfolgreich gewesen zu sein, da ich eigentlich nur eine einzige Weinrebe bei allen drei Proben vermutete. Aber es bestärkte mich, dass sich der Charakter der steirischen Weine momentan stark an einen, nennen wir es mal, „Konsensgeschmack“ anlehnt.

Man würden manchen Weinen einen stärkeren Charakter wünschen. Die Säure dürfte im 11er Jahrgang einigen Winzern Probleme gemacht haben, viele Weine haben hohe Alkoholgrade. Selbstverständlich gibt es wunderbare Sauvignon Blancs und auch die Rheinrieslinge sind fruchtig und bestens ausgereift, nicht zu vergessen der Gelbe Muskateller, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut und eine echte Alternative zu einem herkömmlichen Aperitiv ist. Vermutlich waren jetzt schon viele Landessieger (Verleihung 31.5.) diesmal dabei, auf eine wirkliche Entdeckung bin ich allerdings nicht gestossen. Neben den mir bereits bekannten Winzerinnen und Winzer (Schauer, Wohlmuth, Krispel, Gründl, Schneeberger, Silberberg, Pichler-Schober) entdeckt ich diesmal das Weingut Stelzl-Hirritschberg (www.weingut-stelzl.com) aus Leutschach.

Freitag, 2. März 2012

Weinviertel DAC in der Hofburg am 1.3.

Während viele Verkostungsbesucher von Ausstellern eingeladen werden, bezahle ich meinen Eintrittspreis selber, dafür bin ich dann keinem Winzer verpflichtet. Diesmal waren die Weingüter in den Festräumen der Hofburg alphabetisch angeordnet. So kann man zwar beliebte Winzer direkt ansteuern, aber eine Verkostung nach Region ist eigentlich nicht möglich. Dabei wäre genau das ein interessantes Erlebnis, wie schmeckt der Grüne Veltliner in den unterschiedlichen Lagen.

Die Gegend um Röschitz hat tatsächlich einige perfekte Ergebnisse vorzuweisen. Allen voran das Weingut Ewald Gruber (www.gruberwein.at): sowohl der DAC Klassik als auch die Lagenweine sind ausnahmslos zu loben. Wenn manche Weingüter aus marketingtechnischen Gründen sich zu „Premium-Weingüter“ zusammenschließen, dann ist man zunächst erstaunt, wie es zu dieser Auswahl kommt. Aber eine kleine Recherche ergibt: keine Auswahl durch eine Jury, sondern nur der Beitritt zu einem selbsternannten Club macht den Unterschied. Und so ist der Probeschluck immer noch der beste Indikator seine persönlichen Premium-Weingüter zu finden.

Auch wenn Retz oder Obermarkersdorf nicht allzuweit von Röschitz entfernt liegen, die Unterschiede am Gaumen sind zu registrieren. Das Weingut Erik Puhr (www.weingutpuhr.at) überzeugte mich einmal mehr am meisten. Hier schmeckt man noch die junge Kraft des Weines von 2011, und keine Gefälligkeiten werden vorgegaukelt, Klarheit und Reinheit pu(h)r.

Dass das äußere Erscheinungsbild am Markt immer wichtiger wird, hat sich unerwarteter Weise an diesem Nachmittag gezeigt. Das Weingut Phillip Zull (www.zull.at) präsentiert seine neue Linie: Luft, Erde, Wasser, Zull und überzeugt auf ganzer Linie im Auftritt. Angesichts der immer größeren Anzahl an hervorragenden Weingütern muss man auf sich aufmerksam machen. Die dahinter stehende Agentur (www.erwinbauer.com) ist zwar nicht billig, aber trifft mit ihrer Ästhetik zumindest meine Aufmerksamkeit. Als ich dann noch ein wenig beim Bio-Weingut Fidesser verweile (www.fidesserwein.at), bemerke ich daheim, dass auch hier dieselbe Designfirma im Hintergrund arbeitet. Beide Winzer machen sehr gute Weine, dies sei noch hinzugefügt.

Sonntag, 26. Februar 2012

Burgenlandpräsentation in der Hofburg am 23.2.

Wenn Zahlen bereits Erfolgsfaktoren sind, kann man die Weinverkostungen getrost als sehr gelungen bezeichnen. Ein Massenansturm ist bereits gegen 17:00 in allen Räumlichkeiten der Hofburg auszumachen. Zum Glück ist die Auswahl mit über hundert Winzerbetrieben ebenso enorm. Bei den bekannten Namen staut es sich entsprechend. Viele der Besucher nehmen sich auch nicht Zeit für den Wein, ein Konzept was und wie sie verkosten sucht man vergeblich. Zugegeben fällt es schwer sich zu beschränken, dennoch beschließe ich, mich auf den Rotwein zu konzentrieren. (Erstaunt stelle ich fest immer mehr Weissweine werden im Burgenland gekeltert, Sorten, die man vor Jahren mit diesem Bundesland nicht in Verbindung gebracht hätte.)

Immerhin hier und da sind auch noch kleine Gespräche mit den Weinproduzenten möglich. Die Fragen um Drehverschluß und/oder Korken sind alle noch nicht endgültig geklärt. Vieles scheint mir immer noch im Probierstadium. Und eigentlich eine alte Weisheit: wir trinken die Weine (Rotweine) viel zu früh. Viele hätten ungeheures Potential, aber davon erfahren wir kaum, weil der entsprechende Wein in der Regel „ausgetrunken“ ist.

Schwerpunkt bei der Region waren die Ortschaften Horitschon und Neckenmarkt. Das Weingut der Familie Draxler war dort die Entdeckung für mich. (www.weingut-draxler.at) Was alles aus einem Blaufränkisch herauszuholen ist, kann man auch bestens beim Weingut Weninger (www.weninger.com) erschmecken. Einige Winzer und Winzerinnen des Gebietes bleiben inzwischen solchen Veranstaltungen fern, auch das kann man gut verstehen, bei allem Verständnis für ein Massengetränk, der Liebhaber muss sich einfach mehr Zeit nehmen, als einen kleinen Schluck und weiter zum nächsten Tisch.

Aber andererseits wie lernt man neue Weingüter kennen oder wird auf sie aufmerksam? Das Weingut Humer besticht durch exakte Angaben von Restzucker, Alkoholgehalt und mehr Zahlen für jeden der zu kostenden Weine. Das schafft Vertrauen. Die Weine werden im Stahltank vinifiziert, sie sind geradlinig und bestechen durch klare Fruchtigkeit. Der Zweigelt Klassik 2008 etwa hat noch einiges Potential. (www.weinbauhumer.at)